Kommentar

Online-Vertrieb: Gemeinsam verkaufen

27. November 2009
Redaktion Börsenblatt
Die Nachricht, dass der britische Filialist Waterstone’s kürzlich in Zusammenarbeit mit Alibris einen "Marketplace" für gebrauchte und antiquarische Bücher eingerichtet hat, wirkt wie das Nachholen längst manifester Entwicklungen. Ein Kommentar von Björn Biester, verantwortlicher Redakteur der Fachzeitschrift "Aus dem Antiquariat".
Blackwell und der aktuell in die Schlagzeilen geratene Konkurrent Borders haben bereits ähnliche Vereinbarungen mit Alibris getroffen, und den Amazon Marketplace gibt es in Deutschland seit Frühjahr 2002. In jüngerer Zeit hat der Trend, neue und gebrauchte Bücher über gemeinsame oder wenigstens verknüpfte Plattformen anzubieten, jedoch an Dynamik gewonnen. Nach eher zögerlichen Anfängen platziert etwa das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB) preisgebundene Titel inzwischen sehr prominent. Hinzu kommen immer öfter Vermischungen des Buchangebots mit Artikeln aus dem Non-Book-Bereich – Filme, Tonträger oder, wie bei Booklooker, Spiele.
Offen ist, ob der Online-Buchhandel in erster Linie inneren Zwängen folgt, Amazon wegen seiner Marktmacht vielleicht ausgenommen, oder ob es grundlegend veränderte Kundenbedürfnisse sind, die eine Reaktion erfordern. Am Ende bleibt das eine theoretische Frage. Der Prüfstein ist, wer unter welchen Bedingungen Zugang zu den sich verändernden Online-Vertriebskanälen erhält: nur gewerbliche Anbieter – Alibris wirbt damit, ein Händler-Netzwerk abzubilden – oder, wie bei Amazon und Booklooker, auch Private? Insofern gibt die Nachricht aus Großbritannien auch hierzulande einen Denkanstoß für Buchhändler und Antiquare.