Als wir mit indiebound.org vor einem Jahr angefangen haben, waren einige Buchhändler mit den Marketing-Materialien nicht zufrieden. Ihnen waren die Poster und Flyer zu schräg und zu sehr auf junge Leute zugeschnitten. Die Buchhändler merkten an, dass viele ihrer Kunden zwischen 40 und 60 Jahre alt sind. Daraufhin haben wir unsere Poster und andere Materien verändert. Zwar ist alles noch bunt und aufregend, aber das Schräge haben wir etwas zurückgenommen.
Das Motto von Indiebound ist "Buy local". Wie sind sie dazu gekommen?
Der Trend ging vor zwei Jahren dahin, dass sich die Konsumenten für das lokale Einkaufen interessierten. Sie wollten regional produziert Produkte kaufen und ihr Geld so ausgeben, dass es innerhalb der eigenen Kommune bleibt. Ein Gesellschaftsthema, das die Leute emotional berührt. Also haben wir unsere Website indiebound.org auf das Thema "Buy local" ausgerichtet.
Welche Marketing-Materialien stellen sie den teilnehmenden Buchhandlungen zur Verfügung?
Auf bookweb.org gibt es ein umfangreiches Angebot an Marketing-Materialien, von Poster und Flyern bis hin zu Bannern und Tools. Der Download-Bereich ist nur für unsere Mitglieder zugänglich. Das meiste können unsere Buchhändler kostenlos beziehen. Die Materialien lassen sich auch individualisieren. Wenn ein Buchhändler anruft, und ein Poster grün statt blau will, ändere ich das für ihn. Das machen wir auf einer persönlichen Basis.
Sie legen viel Wert auf ein Branchenmarketing, das über die Buchhandlung hinausgeht und andere lokale Geschäfte mit einbezieht. Warum?
Der Vorteil ist, dass man mehr Leute erreicht. Viele Leute interessieren sich für Bio-Lebensmittel oder Klamotten von lokalen Labels, aber bei Büchern denken sie vielleicht nicht so sehr die Nachhaltigkeit und ans Lokale. Indem man die unterschiedlichen Geschäfte verknüpft, überträgt man die Botschaft "lokal und nachhaltig einkaufen = gut" auf alle beteiligten Branchen. Interessant ist, dass jetzt auch Unternehmen aus anderen Branchen die Werbematerialien von Indiebound beziehen wollten.
Mit welchen Branchen klappt die Zusammenarbeit gut?
Wir arbeiten eng mit anderen Branchenverbänden und auch mit einzelnen Geschäften zusammen. Gute Erfahrungen haben wir mit Fahrradhändlern, Spielzeug- und Geschenkläden und unabhängigen Klamottenläden gemacht. Die Botschaft "Shop local" ist für sie genauso relevant. Wir sehen die lokale Buchhandlung als eine Art Gemeindezentrum, denn sie treibt die Lokal-Kampagne maßgeblich voran.
Vor einigen Monaten haben Sie eine iPhone-Application gelauncht. Wie ist sie angkommen?
Das ist ein sehr großer Erfolg. Nutzer können Bücher suchen und sie bei einem unabhängigen Buchhändler ihrer Wahl bestellen. Über GPS kann man Buchhandlungen in der Nähe orten. Die App listet auch Buchempfehlungen von unabhängigen Sortimentern. Gerade haben wir die App erweitert, so dass man jetzt auch E-Books darüber kaufen und lesen kann. In der Vergangenheit haben wir wenig technik-basiert Projekte unternommen, das hat sich jetzt geändert.
Wo sehen Sie die wichtigsten Trends und Entwicklungen für den unabhängigen Buchhandel in den USA?
Unabhängige Buchhandlungen unterscheiden sich von den großen Filialisten zunehmend im Sortiment. Sie führen nicht die gleichen stromlinienförmigen Titel, sondern legen viel Gewicht auf eine bewusste Auswahl. Man findet das besondere und vielleicht auch unbekannte Buch. Das macht den Reiz aus.
Der zweite Trend: Unabhängige Buchhändler interessieren sich sehr für digitale Bücher. Viele verkaufen bereits E-Books online oder bieten den Verkauf in den Läden an. Wir vom Verband wollen E-Reader in den Läden bringen, das soll voraussichtlich noch vor Weihnachten passieren.
Was für einen Grund sollten Kunden haben, ein E-Books vor Ort in der Buchhandlung zu kaufen?
Es geht nicht nur um den Download, es geht um intelligente Bündelung. Man geht in den Buchladen und bekommt etwa das digitale Buch und das Print-Buch zusammen. Man muss einen Mehrwert für den Kunden schaffen, für den es sich lohnt, in den Laden zu kommen.
Sehen Sie weitere Trends?
Wir sehen, dass sich um Buchläden Gemeinschaften bilden, die nicht notwendigerweise etwas mit Büchern zu tun haben. Die Buchhändler und ihre Kunden lernen sich kennen und freunden sich an. Ein gutes Beispiel: Es gibt einen Buchladen in Brooklyn mit Namen "Word", der seine eigenen Basketball-Liga gegründet hat. Viele Kunden der Buchhandlung spielen mit, weil sie es einfach gut finden, mit anderen Buchfans etwas zu machen.
Eine ganze Liga?
Ja, eine ganze Liga mit mehreren Teams. Kann man auf der Website nachschauen.