Kommentar zu Random House

Der Gerneklein

2. Dezember 2009
Redaktion Börsenblatt
Die Verlagsgruppe Random House will ein bisschen werden wie Holtzbrinck, meint Börsenblatt-Redakteur Holger Heimann.

Es ist das immer wiederkehrende Dilemma des Münchner Buchkonzerns: »Wir sind kein Moloch«, beteuern sie, und werden doch zumindest als große Einheit wahrgenommen. »Für mich ist das nicht Goldmann oder Pantheon, für mich ist das auch nicht Random House, sondern Bertelsmann«, sagen viele Buchhändler. Es scheint, als könnten die Münchner noch so viel in die Profilierung der einzelnen Verlage investieren – das Image des Großunternehmens werden sie nicht los.

Nicht von ungefähr: Denn während die Lektorate der einzelnen Verlage Konkurrenten unter demselben Konzerndach sind, treten die Verlage gegenüber dem Buchhandel gern als Gruppe auf. Das hat Vorteile. Der Sortimenter hat nur eine Rechnung für fast alle der 42 Verlage, die Buchhandelsbestellung geht nur an eine Adresse. Die angekündigte Umstrukturierung soll diese Vorzüge verständlicherweise nicht untergraben, zugleich aber den entscheidenden Nachteil beheben und die Verlage für den Händler endlich als Marken mit eigenem Gesicht kenntlicher machen.

Das ist ein schwieriges Unter­fangen. Random House will ein bisschen mehr werden wie Holtzbrinck mit seinen auch vertrieblich dezentral und unabhängig operierenden Verlagen, aber zugleich bleiben wie Random House, also eine zentral agierende Einheit. Wenn sie diesen Spagat in München schaffen, dann sind sie, nun, nicht Turnweltmeister, aber vielleicht tatsächlich Branchenprimus – und das nicht nur nach Umsätzen gerechnet.