E-Book-Markt USA

USA: Die Konsequenzen der Preisschlacht um E-Books

10. Dezember 2009
Redaktion Börsenblatt
Das Geschäft mit E-Books in den USA läuft, unterm Strich nützt das Verlagen jedoch wenig: Denn die Preisschlachten um die digitalen Bücher haben fatale Folgen – vor allem für die Bestsellerumsätze. Simon & Schuster und Hachette ziehen jetzt die Notbremse.

2009 haben US-Verlage die gedruckte und elektronische Ausgabe eines Titels in der Regel zeitgleich auf den Markt gebracht – in der Hoffnung, das Geschäft mit E-Books weiter anzuschieben. Der Plan ist aufgegangen (siehe Statistik der IDPF, unter http://www.openebook.org/), hat aber mehr als einen Schönheitsfehler: Der Umsatzzuwachs wirft dunkle Schatten auf das Printgeschäft, nach wie vor die Einnahmequelle Nummer 1 – vor allem die Hardcover-Bestseller leiden. Aktuell sieht die Situation so aus: E-Books kosten bei Barnes & Noble und Amazon zumeist 9,99 US-Dollar, während für Hardcover im Schnitt 27 Dollar zu zahlen sind.

Mittlerweile sind die Kannibalisierungseffekte offenbar so groß, dass die Verlage Gefahr in Verzug sehen und eilig zurückrudern: Laut einem Bericht des "Wallstreet Journal" will Simon & Schuster E-Books ab 2010 nicht mehr parallel zur Hardcover-Ausgaben veröffentlichen – sondern vier Monate später. Gelten soll diese Regelung zunächst für 35 Titel mit Bestsellerstatus (hohe Auflage, hoher Preis), darunter Don DeLillos neuer Roman „Point Omega“.

Manche Leser würde Simon & Schuster damit wohl enttäuschen, wird CEO Carolyn Reidy zitiert. Aber man müsse jetzt reagieren, bevor die Zahl der Käufer von E-Books noch größer werde – und sich die neuen Preisstrukturen verfestigten. Konkret sieht die neue Publikationsfolge so aus: Zuerst erscheint das Hardcover, dann das E-Book – und dann das Taschenbuch. Das E-Book bekommt damit einen neuen Platz, wird in den Zyklus eingliedert.

Hachette plant Ähnliches. Dem „Wallstreet Journal“ zufolge denkt der Verlag über eine Zeitdifferenz von drei bis vier Monaten nach (ebenfalls ab 2010). „Wir müssen die Branche schützen“, sagte CEO David Young der Zeitung. Er könne sich nicht zurücklehnen und zuschauen, wie sich die Anstrengungen der vielen Jahre, in denen der Verlag Autoren aufgebaut habe, verflüchtigten – in Richtung Schnäppchen-Abteilung. „Es geht um die Zukunft unseres Geschäfts“, mahnt Young.  

Ein Amazon-Sprecher zeigte dem "Wallstreet Journal" gegenüber - erwartungsgemäß - wenig Verständnis für diese Positionen. Seine Meinung: Wenn Leser nicht die von ihnen favorisierte Ausgabe bekämen, wenn sie sie wollten, würden sie eben ein anderes Buch kaufen – oder gar keins.

Im Preiskampf, der derzeit in den USA wütet, geht es allerdings um weit mehr als E-Books. Das Preisgefüge für Lesestoff reißt auch an anderen Nahtstellen längst auseinander; vor allem die Kontrahenten Amazon und Wal-Mart versuchen ein ums andere Mal, sich beim Preis zu unterbieten.