Sicher, Details zur Sicherheitslücke beim Adobe Kopierschutz kursierten schon seit einigen Monaten im Netz. Nun kann es aber nicht unsere Rolle sein, solchen Problemen sofort die große Bühne zu geben. Bei aller Kritik an DRM wäre es uns natürlich viel angenehmer gewesen, Adobe hätte die Probleme zeitnah und aus eigenem Antrieb gelöst. Erst als dies – selbst nach direktem Kontakt mit Adobe – nicht geschehen ist, sahen wir uns gezwungen, unsere Partnerverlage darauf aufmerksam zu machen.
Natürlich ist das Thema Sicherheitslücke eines, das man sich nicht unbedingt als Kommunikationsanlass wünscht. Andererseits: Nach den Reaktionen, die bei uns angekommen sind, schätzen die Verlage es sehr, dass endlich jemand Ross und Reiter benennt. Während allgemein suggeriert wird, Digital Rights Management könnte das berechtigte Sicherheitsbedürfnis der Verlage befriedigen, wird spätestens nach unserem Brief der letzten Woche klar, dass dies ein Irrweg ist.
Natürlich wäre es auch für uns der viel einfachere Weg, mittels Einsatz von Adobe DRM unsere Partnerverlage in einer Sicherheit zu wähnen, die real überhaupt nicht existiert. Aber das ist eben nicht die Rolle, in der die MVB sich sieht. Unser Ziel ist es vielmehr, die Buchbranche auf dem Weg in die digitale Welt zu unterstützen und bestmögliche Startvoraussetzungen zu schaffen.
Beim Thema DRM lauten die unbequemen Wahrheiten:
1. Digital Rights Management ist nicht sicher.
Die Sicherheitslücke ist nicht auf Adobe beschränkt. Auch andere Anbieter lassen kein gesteigertes Engagement in der Sicherheitstechnik erkennen.
2. Der Kunde akzeptiert DRM nicht.
Die absolute Mehrzahl der Beschwerden, Online-Kommentaren und Blog-Beiträgen bei allen gängigen E-Book-Plattformen richtet sich gegen den Einsatz von DRM. Die Systeme sind fehleranfällig, für den Kunden arbeitsintensiv und frustrierend.
3. Kopierschutz ist inkompatibel mit einem offenen Markt
Der technische Kopierschutz ist kundenunfreundlich. Er dient allenfalls marktbeherrschenden Unternehmen, ihre proprietären, geschlossenen Systeme auch geschlossen zu halten und damit ihre Dominanz auszubauen.
4. Die Musikindustrie hat es versucht...
... und ist kläglich gescheitert. Die Ergebnisse dieses Feldversuches können nicht oft genug zitiert werden.
Genau aus diesen Gründen werben wir für Alternativen zum technischen Kopierschutz. Das Zauberwort heißt Digitales Wasserzeichen und ist mit den Erkenntnissen unter 1. sogar als das sicherere System zu bewerten. Doch hierzu mehr in meinem nächsten Beitrag.
Ich freue mich wie immer auf eine rege Diskussion