Jahres-Ausblick, Teil 6

Jederzeit und überall: Der Buchhandel im Multi-Channel-Fieber

28. Dezember 2009
Redaktion Börsenblatt
Kleckern, nicht klotzen: So verfährt der traditionelle Buchhandel in puncto Onlinemarketing und Internetvertrieb seit Jahren – mit der Folge, dass die Online-Kollegen (vergleichsweise) astronomische Zuwächse erreichen. Jetzt soll damit Schluss sein. Der Buchhandel klotzt ran, öffnet sich mehr und mehr dem Multi-Channel-Management. Thema unseres Nachworts zum K-Wort heute: Kanäle.

(6) KANÄLE

Darauf, dass der Online-Buchhandel immer stärker wird, haben die stationären Sortimenter lange Zeit vor allem so reagiert: Sie konzentrierten sich auf ihr Kerngeschäft, investierten in ihre Standorte, in ihr Angebot und ihren Service. Im Internet das Gleiche zu tun, schien sowohl unrentabel als auch unnötig.

Dinge, die man nicht ändern kann, muss man akzeptieren, sagt der Volksmund. Der Buchhandel hielt sich daran, bis 2009. Warum? Mittlerweile hat der Vertriebsweg Online beim Umsatz die Milliardengrenze hinter sich gelassen, obendrein weitet die Kostenlos-Konkurrenz ihren Aktionsradius aus. Dass dies den Umsatz der stationären Händler schmälert, dürfte außer Frage stehen. Klar ist: Wenn selbst so scharf kalkulierende Strategen wie Thalia-Chef Michael Busch bekennen, das Ausmaß der Verschiebung Richtung Internet unterschätzt zu haben, ist das ein Alarmsignal von geradezu ohrenbetäubender Intensität.

Zittern sollte aber niemand. 2009 war ein Jahr, in dem sich große wie kleine Händler dem Multi-Channel-Management öffneten, zu Deutsch Mehrkanal-Management. Die Idee dahinter: Kunden werden auf allen Kanälen bedient, online und offline.

Das Konzept an sich ist nicht neu, steckt aber im Grunde noch in den Anfängen. Quer durch alle Branchen wird nach Ideen gesucht, um die Kaufkanäle miteinander zu verzahnen – auch und besonders im Buchhandel. Vier von vielen Beispielen:

  • Thalia baut eine Community auf und pusht seinen Shop mit einer Gutscheinaktion (finanziert von der »Zeit«),
  • die DBH (Weltbild, Hugendubel & Co.) schwört auf Internetterminals in ihren Läden,
  • die Osiandersche bringt Autoren per Livestream ins Netz,
  • die Bücherinsel in Duisburg bloggt und stellt Filme ihrer Lesungen online ...


Zu den großen Aufgaben für die stationären Sortimente wird es 2010 gehören, ihre Multi-Channel-Aktivitäten weiter zu forcieren und neue Brücken zwischen den Vertriebskanälen on- und offline zu bauen.

 

Fazit: Zuerst die Kür, dann die Pflicht: Das Sortiment kommt nicht umhin, die Kanäle Online und Offline ideenreich miteinander zu verzahnen. Die Zukunft gehört Multi-Channel-Strategen – Kosten hin oder her.
 

Ein Nachwort zum K-Jahr, bisher erschienen:

17.12., (1) Krise
18.12., (2) Konfliktzonen
21.12., (3) Kindle & Co.
22.12., (4) Konditionen
23.12., (5) Kunden


Weitere Themen:
Konzentration (29.12.), Kaufhäuser (30.12.), Kooperationen (31.12.).