Kommentar

Fachverlage müssen die Risiken verteilen

30. Dezember 2009
Redaktion Börsenblatt
Bestehende Kernkompetenzen sind der Ausgangspunkt für neue Geschäfte. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Sandra Schüssel.
Lege nicht alle Eier in einen Korb – wenn der Korb herunterfällt, ist alles kaputt. Rudolf August Oetker hat diese Parole einst ausgegeben. Sein Portfolio stellte Oetker deshalb breit auf: von Sekt über Selters bis zum Reedereibetrieb. Ein paar dieser Diversifikationsschritte entpuppten sich als teure Fehlschläge, doch alles in allem ging die Strategie auf. Wenn weniger Henkell-Sekt getrunken wird, steigt eben der Selters-Absatz.
Auch Fachverlage strecken die Fühler nach anderen Geschäftsfeldern aus. Sie müssen es tun, da Print alleine nicht mehr trägt. Beim Eierkauf kann man aber auch Pech haben und ein faules oder angeknackstes Exemplar erwischen. Oft sieht man das erst auf den zweiten Blick. Das Geld ist hin. Die meisten Fachverlage lassen sich dennoch nicht entmutigen und begegnen der schwierigen Marktsituation im Printbereich mit neuen Angeboten. Dazu zählen vor allem digitale Produkte und Veranstaltungen.
Neu erfinden müssen sich Fachverlage dafür nicht, im Gegenteil: Die bestehenden Kernkompetenzen Kundenbeziehungen, Netzwerke und Markenstärke sind auch für digitale und serviceorientierte Geschäfte der Ausgangspunkt.
Für Print könnte die Diversifikation sogar einen Vorteil bringen. Fachzeitschriften und -bücher gewinnen durch die Möglichkeiten crossmedialer Anbindung an Attraktivität und Reichweite. Mit Online-Netzwerken, Veranstaltungen und Services erschließen sich Verlage neue Lesergruppen.
Und das Anzeigengeschäft? Die zu erwartende funktionale Differenzierung "Print = Premium",
"Online = schnelle Information" legt nahe, dass die Fachzeitschrift für Imagekampagnen das Medium der Wahl wäre.