Buchhändler-Aktionen

Süße Überstunden

20. November 2008
Redaktion Börsenblatt
Ohne Nussmandelkringel geht die Buchhandlung von Christian Wieser nicht ins Weihnachtsgeschäft. Die Kunden wissen den Service zu schätzen.

Vorfreudig nähern sich die Altöttinger Stammkunden jedes Weihnachten der St.-Antonius-Buchhandlung am Kapellplatz. Ob die Buchhändler auch in diesem Jahr wieder Nussmandelkringel gebacken haben? Natürlich haben sie. Die Zellophantütchen knistern. Mit einem Plätzchen auf der Zunge betrachten die Altöttinger wohlwollend die Neuerscheinungen. Auch Flaneure und Pilger lassen sich auf dem Weg durch den Wallfahrtsort gern auf diese Weise überraschen. "Die Kringel werden von unseren Kunden als etwas Besonderes wahrgenommen, hauptsächlich jetzt, wo sich andere Geschäftsleute totsparen", sagt Christian Wieser, seit 2000 Inhaber der Buchhandlung.

Nussmandelkringel für die Kunden

Am zweiten November-Wochenende geht es traditionell los. Da lädt das fünfköpfige St.-Antonius-Team an die 100 Kilo Backzutaten und Dutzende Eier ins Auto und macht sich auf den Weg in die Benediktiner-Abtei Schweiklberg. Die Kloster-Küche bietet die richtigen Dimensionen für 10000 Plätzchen, mit denen die Freunde theologischer Literatur und sakraler Kunst am Kapellplatz in Altötting im Advent verwöhnt werden. Idee und Rezept stammen von Thomas Diehl, Bäcker und Konditor, Marketingfachmann und Freund des Hauses. Er ist jedes Jahr dabei. Von Freitagabend bis Sonntag dauert die süße Schicht. "Eine lustige Angelegenheit", erzählt Christian Wieser. "Wenn ich ein Buch verkaufe, geht es über den Ladentisch und ist weg. Aber hier entsteht etwas."

Bis zum Rand gefüllte 25 Bücherkisten mit Kringeln nehmen in den nächsten Tagen das Lager in Anspruch. In der Woche vor dem ersten Advent werden je zwei Stück in 5 000 kleine Zellophantütchen gepackt, mit Goldband verziert und Aufklebern versiegelt. Knapp 200 Stunden zusätzlicher Arbeitsaufwand sind nötig, den das Team freiwillig leistet. Die Kosten für die Keks-Aktion liegen zwischen 1 500 und 2 000 Euro. "Nichts im Verhältnis zum zusätzlichen Umsatz, den die Kekse bringen", sagt der Leiter der Buchhandlung.

Kein Weihnachten mehr ohne Kringel

An jedem Adventswochenende kurbelt ein Drehorgelspieler vor der Eingangstür weihnachtliche Lieder, und ein Nikolaus zaubert im Takt die Keks-Tütchen aus dem Ärmel. Seit vier Jahren erleben die Kunden so den Auftakt ihres weihnachtlichen Bücherbummels. Nur einmal mussten sie auf die Kekse verzichten. Wieser wollte ausprobieren, ob es ohne Kekse noch genauso gut läuft. Seit diesem Experiment findet in der theologischen Buchhandlung am Kapellplatz nie mehr ein Weihnachtsgeschäft ohne Nussmandelkringel statt. Zu enttäuscht waren die Gesichter der Kunden. Zudem hat sich gezeigt, dass liebevolle Werbegeschenke ein deutliches Plus in die Ladenkasse spielen.