Buchwissenschaftler fragen Branchenköpfe

Fünf Fragen an Karin und Bertram Schmidt-Friderichs

16. Februar 2011
von Börsenblatt
Karin und Bertram Schmidt-Friderichs, Verleger des Hermann Schmidt Verlags Mainz, beendeten mit ihrem buchbegeisternden Vortrag "Man sieht auch mit den Händen gut" die Vortragsreihe  „Das Buch in den Medien" der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Sie sind in der Verlagsszene bekannt für die ausgefallensten Projekte, für die schönsten Bücher. Was war der kreativste Einfall des vergangenen Jahres?
Bertram Schmidt-Friderichs: Für das Jahr 2011 brachten wir einen Kalender mit dreifachem Nutzen auf den Markt: Er dient als immerwährender Kalender, Wandschmuck und Geschenkpapier. Zudem haben wir die Kalendershow auf der Rückseite präformiert, so dass man die zwölf Motive als Geschenkanhänger verwenden kann.

Welche Vorteile ergeben sich dadurch, dass sich die Druckerei unter dem gleichen Dach wie der Verlag befindet?
Karin Schmidt-Friderichs: Rechtlich sind Verlag und Druckerei getrennt. Wir zahlen alle unsere Druckkosten zu Vollkosten. Wirtschaftlich ist es also kein Vorteil. Doch da alle zehn Verlagsmitarbeiter nur 15 Treppenstufen von der Druckerei entfernt arbeiten, ist es von der Kommunikation und Information von Vorteil. Wir können immer sofort in die Druckerei gehen und nachfragen, ob eine unserer Ideen umsetzbar ist. Durch die Gespräche mit den Druckern lernen wir unheimlich viel.

Wird das gedruckte Buch auch in Zukunft Bestand haben?
Karin Schmidt-Friderichs: Wir glauben an die schönen Bücher und an die Verführbarkeit mit Büchern.

Bei uns Buchwissenschaftsstudenten sind sie das Parabelbeispiel für einen twitternden Verlag. Auch ihre Facebook-Aktivitäten werden gerne in Seminaren besprochen, in Hausarbeiten untersucht. Was haben Sie für neue Pläne, damit Ihre Social Media Aktivitäten noch zunehmen?
Karin Schmidt-Friderichs: Die beste Marketingunterstützende Werbung ist, wenn ein Kunde selbst die Werbung weitergibt, wenn das Ping ein Pong bekommt. Das ganz charmante Spiel möchten wir gerne weiterspielen. Auf der Leipziger Buchmesse soll es ein Social Media Event geben. Jeder kann zu uns an den Stand kommen und sich mit unseren ganz neuen Buttons „Printed in Germany with Love“ fotografieren lassen. Unter allen, die das Foto bei Facebook posten, werden Bücher unseres Verlages verlost. 

Wird man auch vom Hermann Schmidt Verlag einmal eine App erwerben können?
Karin Schmidt-Friderichs: Wir sind gerade dabei eine App zu entwickeln, wir probieren es aus.
Bertram Schmidt-Friderichs: Wir kommen vom Print und sind in der elektronischen Welt nicht verwurzelt.
Karin Schmidt-Friderichs: Die App ist folglich ganz nett, nicht verkehrt, wird die Welt aber auch nicht verändern. Noch sind wir in der Testphase, wann unsere App auf den Markt kommt, können wir noch nicht sagen.

Interview: Elisabeth Böker