In der vergangenen Woche hat Richter Martin Glenn den Schlussstrich unter das Konkursverfahren des US-Buchhandelsfilialisten Borders gezogen, ehemals Nummer 2 im US-Buchhandel. Wie unter anderen "Publishers Weekly" meldet, konnte auch nach monatelanger Suche kein Käufer für das Unternehmen gefunden werden. Knapp 400 Filialen mit rund 11 000 Angestellten müssen nun in den kommenden Wochen abgewickelt werden. In den Borders-Niederlassungen hat unterdessen der Räumungsverkauf begonnen, dessen Erlös vor allem dazu dienen wird, Verbindlichkeiten gegenüber den Verlagen zu begleichen. Einige Häuser wie der Verlag für Studienliteratur Courier verzeichnen wegen der Borders-Pleite Erlöseinbußen.
Unterdessen bemüht sich das mit dem Verkauf der Filialen beauftragte Unternehmen DJM Realty darum, Interessenten zu finden. Der Filialist Books-A-Million (BAM) – die bisherige Nummer 3 im Markt – ist allerdings mit dem Versuch, bis zu 35 Läden zu übernehmen, gescheitert. Man habe sich nicht mit allen Beteiligten einigen können, sagte BAM-Chef Clyde Anderson.
Die Markenrechte und die Beteiligung an der E-Book-Plattform Kobo stehen vorläufig nicht zum Verkauf, so "Publishers Weekly".
Das Ende der Buchhandelskette Borders wird von der Presse unterschiedlich bewertet. Während die "Neue Zürcher Zeitung" das Aus für den Filialisten als düsteres Vorzeichen des Niedergangs der Buchkultur deutet, erkennen andere Zeitungen auch Ursachen im Missmanagement von Borders. So macht etwa Jordan Mejias in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" die zu rasche Expansion und zugleich die verspätete Reaktion auf den digitalen Wandel für den Konkurs mitverantwortlich.
Die unabhängigen Buchhändler in den USA hoffen, dass die Borders-Pleite ihre Verkaufschancen verbessert. Die Zahl der Neueröffnungen von Independent-Buchhandlungen sei in den vergangenen zwei Jahren gestiegen, sagt Len Vlahos, Chief Operating Officer des unabhängigen Buchhändlerverbands ABA (American Booksellers Association).
Die Buchhändler seien außerdem durch die Partnerschaft mit Google in der Lage, ihre Kunden sowohl mit gedruckten wie mit elektronischen Titeln zu versorgen. Langfristig würde der unabhängige Buchhandel durch die Pleite des Filialisten gestärkt.
Ein Interview mit Len Vlahos können Sie ab morgen in der aktuellen Ausgabe des Börsenblatts (30 / 2011) lesen.