Dichter Nebel und schummriges Licht in den Moskauer U-Bahntunneln. Die Spielwelt des kommenden 3D-Shooters Metro: Last Light (4a Games) ist düster und mysteriös. Perfekt für ein Spiel. Und doch basiert dieser Titel, wie schon sein Vorgänger Metro 2033, auf dem erfolgreichen Roman des russischen Autors Dmitri Glukhovsky. Last Light wird derzeit auf der Kölner Gamescom präsentiert und setzt besonders stark auf Atmosphäre. Aktuelle Spiele besitzen die dramaturgischen Mittel des modernen Kinos, können Geschichten voller Wendungen erzählen und ihren Protagonisten Gefühle einhauchen. Obwohl digitale Abenteuer – anders als Filme oder Bücher – ihren Schwerpunkt eigentlich im Spieldesign haben, erwarten heutige Käufer auch eine ansprechende Rahmenhandlung. Ebenso wie die Filmindustrie sieht sich daher die Spielbranche gezwungen, nach frischen Stoffen Ausschau zu halten. Bislang gelingt das durch den Einbau von Autoren, die speziell für die Gestaltung solcher Szenarien engagiert werden.
Reine Romanadaptionen gibt es zwar, sie spielen aber – wenn überhaupt – nur eine geringfügige Rolle. Doch besonders Filme und Comics liefern seit Jahren Vorlagen für Videospiele und die Gründe dafür liegen auf der Hand: diese Formate liefern fertige Welten von hoher visueller Kraft, die nur noch übernommen und als digitale Umgebung gestaltet werden müssen. Gerade der Wiedererkennungswert der Vorlage ist hier gewünscht und kommt gezielt zum Einsatz. In der Kooperation von Film und Spiel macht man sich zudem Synergien zu Nutze: etwa bei der Verwendung derselben Musik oder Synchronsprecher.
All dies sind Aspekte, die der Buchvorlage fehlen. Die optische Darstellung einer Welt muss von den Designern interpretiert werden und läuft Gefahr mit den Vorstellungen der Leser zu kollidieren. Außerdem lässt sich ein Buch kaum ohne größere Anpassungen adaptieren, denn Spiele sind naturgemäß stark aktionsorientiert, während Romane mitunter emotional komplexe Werke darstellen.
Auf der anderen Seite können Spiele aus Büchern einen sehr viel größeren Handlungsrahmen abdecken. Damit bieten sie einen Plot, der sich weit über die übliche Spielfilmlänge hinaus bewegt. Ähnlich wie bei der Geschichte in der Moskauer Metro. Hier basierte allerdings nur Metro 2033 auf dem gleichnamigen Roman. Last Light übernimmt zwar das Szenario, besitzt jedoch eine eigenständige Rahmenhandlung. Nach Aussage des Spielehersteller 4a Games galt der Nachfolgeroman Metro 2034 als zu komplex für eine erfolgversprechende Umsetzung. Der Trend geht jedoch dahin zunehmend auch umfassendere Stoffe aufzugreifen. Die wachsenden technischen Darstellungsweisen machen es möglich. Wir dürfen also gespannt sein, was die künftigen Entwicklungen versprechen.
Von Andreas Abb - selbstständiger Online-Redakteur und Video-Journalist