Bilderbücher

Was Bücher alles können

26. September 2011
Redaktion Börsenblatt
Mit Witz und Esprit führen neue Bilderbücher in die Welt der bedruckten Seiten ein. Die Botschaft ist klar: Betrachten und Lesen machen Spaß. Und zwar nicht nur Kindern ...

Striche spazieren führen«: Paul Klees Definition des Zeichnens trifft exakt auf die Arbeitsweise Shaun Tans zu. »Bilder denkt man sich nicht vorher aus und zeichnet sie dann, sie werden beim Zeichnen gedacht«, sagt der Australier, der bei den Academy Awards für die Adaption seiner Graphic Novel »Die Fundsache« (Carlsen) mit einem Oscar ausgezeichnet worden ist. Nicht nur Kinder erfinden sofort Geschichten, wenn sie die wunderlichen Wesen und Welten in Tans »Der Vogelkönig und andere Skizzen« (Carlsen) betrachten: Die versammelten Bilder sind eine Reise ins Reich der Fantasie. Jede Skizze ist eine noch unerzählte Geschichte. Und gibt damit, ganz nebenbei, auch Einblick in die Arbeit eines Zeichners und Illustrators.

Mit derselben Leichtigkeit entdecken Kinder das Universum der Buchstaben und Geschichten. Die Kinderbuchfigur Conni etwa führt die Allerjüngsten in die Welt der Bücher ein. Ob Mamas altes Bilderbuch, die Pappbücher in der Buchhandlung oder im Kindergarten – der Pixi-Titel »Conni entdeckt die Bücher« (Carlsen) vermittelt, dass Gedrucktes zum Alltag dazugehört.

Wie ein Fuchs zum begeisterten Leser wird, davon erzählt die »Pippilothek« (Atlantis) auf fantastische Weise. Eigentlich ist der Fuchs ja nur hinter der Maus her. Doch die entwischt ihm und flüchtet in eine Bibliothek. Dort erklärt die Maus ihrem Jäger schließlich, was Bücher so alles können. Der Fuchs staunt – und vertieft sich in die Bilder. Denn lesen kann er noch nicht. Kurzweilig getextet und mit pastosem Strich poetisch in Szene gesetzt, erzählt das Buch, wie der Fuchs von einem Huhn das Lesen lernt und sich mit Feuereifer die Welt der Geschichten erschließt – zauberhaft.

Eine Buchhandlung samt Inhaber stellt Rotraut Susanne Berner liebevoll in »Armin« (Gerstenberg) vor. Eingeweihte wissen, dass es sich um ihren Ehemann Armin Abmeier handelt, Sortimenter, Vertreter und Herausgeber der »Tollen Hefte«. Das Wimmelbuch erläutert den Alltag eines Buchhändlers – und warum es im Laden nie ordentlich sein kann: Nachts führen die Buchfiguren hier nämlich ein Eigenleben.

Dass Eltern keine Angst haben müssen, ein Bilderbuch aufzuschlagen – obwohl den großen und kleinen Lesern darin gern Wölfe auflauern: Das zeigen Alain Serres und Bruno Heitz auf herrlich ironische Weise mit ihrem Titel »Wie du deinen Eltern beibringst, Kinderbücher zu lieben« (Kunstmann). Mit Esprit widerlegt das Buch alle erdenklichen, elterlichen Argumente gegen das Bücherlesen (keine Zeit, Berührungsängste mit Themen wie Sexualität oder Tod, eine allzu üppig blühende Fantasie). Ein Muss in jedem Haushalt.

 


1 ➤ Rotraut Susanne Berner: Armin. Gerstenberg, 16 S., 5,95 Euro

 

 

 

 

2 ➤ Lorenz Pauli, Kathrin Schärer: Pippilothek??? Eine Bibliothek wirkt Wunder. Atlantis, 32 S., 14,90 Euro

 

 

 

 

3 ➤ Liane Schneider, Annette Steinhauer: Conni entdeckt die Bücher. Carlsen, 24 S., 0,95 Euro

 

 

 

 

 

 

 

4 ➤ Alain Serres, Bruno Heitz: Wie du deinen Eltern beibringst, Kinderbücher zu lieben. Kunstmann, 64 S., 12 Euro

 

 

 

 

5 ➤ Shaun Tan: Der Vogelkönig und andere Skizzen. Carlsen, 136 S., 24,90 Euro