Interview mit Susanne Funk

"Wir wollen die Vielfalt der Themen sichtbar machen"

6. Oktober 2011
von Börsenblatt
Die Frankfurter Buchmesse hat das Konzept für die Halle 4.2 gründlich überarbeitet. Im Mittelpunkt steht die Digitalisierung von Wissenschaft, Fachinformation und Bildung. Hot Spots, Diskussionsrunden und Konferenzen machen die Halle zu einem wichtigen Ort für den fachlichen Austausch. Gespräch mit Susanne Funk, Leiterin der Gruppe Information, Wissen, Bildung, Technologie bei der Frankfurter Buchmesse.

In Halle 4.2, wo Wissenschafts- und Fachverlage zu Hause sind, ist die Digitalisierung seit Jahren ein Thema – häufig unbemerkt vom übrigen Messegeschehen. Wie wollen sie das ändern?
Bei Halle 4.2 denken die meisten an Themen wie Recht, Wirtschaft, Steuern – was unbedingt wichtig ist –, an schwarze Anzüge und graue Business-Kostüme. Uns geht es darum, von diesem Image wegzukommen. Wer auf hochentwickelte Datenbankanwendungen, innovative Apps und funktionierende Vertriebsmodelle schauen will, der ist in dieser Halle am richtigen Ort. Zudem wollen wir die Vielfalt der Themen sichtbar machen und den Wert dessen herauszustellen, was dort stattfindet. Im Prinzip geht es um Gattungsmarketing für Wissenschaft, Fachinformation und Bildung.

Das sind sehr unterschiedliche verlegerische Bereiche. Wie bringen Sie das zusammen?
Es gibt eine große thematische Klammer: die Digitalisierung, die in diesen Bereichen eine große Rolle spielt. In der Halle visualisieren wir die Themen, in dem wir Bühnen einrichten: für Diskussionszwecke und Präsentationen die SPARKS Stage, die früher Forum Fachmedien hieß. Außerdem sind zwei der insgesamt sechs Hot Spots in Halle 4.2 zu finden: der Hot Spot Professional & Scientific Information und der Hot Spot Education. Und zwei Ebenen tiefer, in 4.0, ist der Hot Spot Publishing Services platziert. Hier können die Besucher sich über Produkte und Dienstleistungen informieren und Networking betreiben.

Welche Themen werden in 4.2 diskutiert? Können Sie ein paar Beispiele nennen?
De Gruyter stellt sein neues Einkaufsmodell für Bibliotheken vor – die sogenannte Patron Driven Acquisition (kundengesteuerter Erwerb). Eine Bibliothek kauft ein Buch nur, wenn Bedarf am Titel besteht. Dadurch kann eine Vielzahl von Titeln in den Katalog aufgenommen werden, ohne zusätzliche Gebühren entrichten zu müssen. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Thema Ökologie. So präsentiert beispielsweise der Frankfurt School Verlag ein Buch über die „Finanzierung erneuerbarer Energien“ und wir haben ein Panel initiiert, bei der Juristen über vernetztes Arbeiten in der digitalen Welt diskutieren . Außerdem wird in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Frankfurt eine aktuelle Studie zu Open Access vorgestellt. Parallel zu diesen Veranstaltungen läuft im Rahmen der Frankfurt Academy auch noch die Metadaten-Konferenz „MetaData Perspectives“.

Was ist für das Bildungsareal geplant?
Am Hot Spot Education und im Areal  werden Hard- und Software für Unterricht und Selbstlernen präsentiert. Unter dem Motto „Serious Games“ werden dabei auch Edutainment- und Gamesprodukte gezeigt, die sich für das Lernen in allen Altersgruppen eignen – Stichwort „Life-long Learning“.

Und dann haben Sie noch ein wissenschaftliches Highlight geplant – einen Blick in den größten Teilchenbeschleuniger der Welt …
Ja, in Halle 4.2 haben Physiker des Kernforschungszentrums CERN aus Genf den Kontrollraum des weltgrößten Teilchenbeschleunigers, des Large Hadron Collider, nachgebaut. Die Wissenschaftler, teilweise via Live-Cam aus Genf zugeschaltet, zeigen den Messebesuchern auch am Wochenende eine Simulation der ersten Pikosekunde nach dem Urknall.

Interview: Michael Roesler-Graichen

Veranstaltungstermine (Auswahl)
12. Oktober, 10.45–11.45 Uhr, Halle 4.2, SPARKS Stage, B 408

„Von On Demand bis Open Access? Science-Content digital“

12. Oktober, 11.00–13.00 Uhr, Halle 4.2, Hot Spot Professional & Scientific Information, B.I.T.-Sofa

„Deutsche Digitale Bibliothek – Vision und Realität“

13. Oktober, 9.00–14.00 Uhr, Congress Center Messe Frankfurt, Raum Illusion

Metadaten-Konferenz „MetaData Perspectives“

14. Oktober, 11.00–13.00 Uhr, Halle 4.2, Hot Spot Professional & Scientific Information, B.I.T.-Sofa

„Urheberrecht – technisch ist alles machbar, aber was sagen Wissenschaft, Verlag und Juristen dazu?“

14. Oktober, 11.00–16.00 Uhr, Halle 4.0, Raum Europa 2

Symposium „Economy and Acceptance of Open Access Strategies“