Im Jahre 4 n. K. (nach Kindles Launch) entdecken die E-Book-Händler das Volk. Amazon bringt das erste Niedrigpreis-Tablet auf den US-Markt und verkauft ab 12. Oktober auch in Deutschland den neuen Kindle – erstmals unter 100 Euro. Und nun Weltbild und Hugendubel: Beide steigen gemeinsam im großen Stil in den Massenmarkt mit E-Books ein, wenn sie ab 6. Oktober ihren eBook Reader 3.0 verkaufen – für ganze 60 Euro. Rund 100.000 Exemplare des Lesegeräts sollen die deutschen Leser und Noch-nicht-Leser zur digitalen Lektüre animieren. Der Niedrigpreis des Readers senkt die Hemmschwelle für den Kauf, und unter dem Strich, so das Kalkül der Großbuchhändler, könnte sich das E-Book-Lesen bei im Schnitt 20 Prozent günstigeren Ausgaben für den Kunden »rechnen«. Und dies schon nach dem Kauf weniger Bücher.
Sieht man die Initiative von Weltbild und Hugendubel im Kontext mit den E-Book-Aktivitäten von Amazon, Thalia, KNV und anderen, die ihr Geheimnis noch sorgsam hüten, dann wird einem die Dimension des elektronischen Buchmarkts bewusst. Dieses Weihnachtsgeschäft könnte den Wendepunkt bringen und einen vor Kurzem noch für unwahrscheinlich gehaltenen massiven Anstieg der E-Book-Verkäufe bewirken. Denn all diese Geräte wollen, sofern sie gekauft werden, gefüttert sein. Das heißt nicht, dass die Branche binnen Kurzem um ihr Geschäft mit gedruckten Büchern fürchten muss. Aber die Bereitschaft, es einmal mit E-Books zu probieren und sie komplementär zu gedruckten Büchern zu nutzen, dürfte in den nächsten Jahren deutlich zunehmen.