Frankfurter Antiquariatsmesse 2011

Antiquare im Open Space: "Internet ja, aber digital lesen?"

14. Oktober 2011
Redaktion Börsenblatt
Im Open Space auf der Agora geht es ums transmediale Erzählen, um Gamification, E-Reader, Social Reading – und nebenan stehen die Antiquare mit ihren Bücher und Handschriften, manche davon Jahrhunderte alt. Was sie vom digitalen Auftrieb halten? boersenblatt.net hat nachgefragt.

Owen Büttner, Reiss & Sohn in Königstein

"Ich beobachte schon, was diskutiert wird und sich bewegt. Letztlich arbeiten wir ja auch mit diesen Dingen – wenn auch manchmal mit gemischten Gefühlen. Wenn zum Beispiel Bibliotheken ihre alten Bestände digitalisieren, hat das Vor- und Nachteile. Positiv ist, dass ich Werkausgaben direkt am Bildschirm miteinander vergleichen kann – allerdings kaufen Bibliotheken jetzt insgesamt weniger."

Ralf Lorych, Antiquariat Lorych in Berlin

"Mittendrin im Ufo: Der Platz ist eigentlich ganz schön. Von dem, was nebenan im Story Drive Center passiert, bekommt man hier gar nicht viel mit – was gut ist: Ich kann mit dieser Form von Modernität wenig anfangen, sie erscheint mir wider-menschlich. Welchen Fortschritt kann es bedeuten, wenn pausenlos Twittermeldungen in langen Papierschlangen zu Boden gehen – bedruckt mit lauter Nichtigkeiten?"

Annemieke Leyerzapf, Antiquariat Die Schmiede in Amsterdam

"Beinahe jeder hält ein Gerät in der Hand - mal ist es kleiner, mal größer. Natürlich geht auch für uns Antiquare ohne Internet nichts mehr. Aber digital lesen? Lieber nicht. Wenn ich mich hier auf der Messe so umschaue, die vielen E-Reader und Smartphones sehe, dann erscheint mir das alles ziemlich unecht: wie ein Spiel." 

Wolfgang Stöcker, Antiquariat Stöcker, Straubing

"Am digitalen Auftrieb, der hier rund um uns herrscht, kommt man ganz gut vorbei. Ich handele mit Werken, die vor dem 18. Jahrhundert erschienen sind – bewege mich in einer ganz anderen Welt. Und diese Welt bleibt: Denn Sammeln ist eine Grundeigenschaft des Menschen; was einzigartig ist, wird immer gesammelt werden. Umgekehrt: Wem es nur um den Inhalt geht, und nicht um die Form, wird künftig vielleicht eher digital lesen."
Sibylle Wieduwilt, Tresor am Römer in Frankfurt

"Mein Fazit, wenn ich mich so umschaue: Die Welt ist infantil geworden. Braucht man das alles überhaupt? Ich bin kein Fan von E-Books und Apps. Ein gedrucktes Buch zu lesen, ist ungleich reizvoller und angenehmer, als sich vor einen Bildschirm zu setzen. Deshalb beschäftige ich mich auch nicht mit transmedialen Erzählkonzepten."