Stationärer Buchhandel

Thalias gute Nachricht

20. Oktober 2011
Redaktion Börsenblatt
Thalia ändert seinen Kurs, verkleinert die Buchflächen und trennt sich vom Geschäft mit Firmenkunden. Soweit die aktuelle Nachrichtenlage. Für die kleineren Buchhandlungen öffne sich damit eine Riesenchance, um verlorenen Boden zurückzugewinnen, meint Börsenblatt-Chefredakteur Torsten Casimir.
Thalia startet zur Metamorphose. Am Ende geht der Filialist als Zweidrittelbuchhändler aus seiner Wandlung hervor. Das frei werdende Drittel besetzt er mit neuen Kompetenzfeldern. Mit Spielen und Spielwaren, unter anderem, werden die Hagener dann in Top-Lagen der Städte die einzigen Spezialanbieter für diese Warensegmente sein. Klug gedacht – aber kein Trost für Buchlieferanten.

Mit der Neuordnung seines Sortiments reagiert der Einzelhändler auf den schon länger sichtbaren Umstand, dass teure City-Flächen mit Büchern nicht mehr rentabel zu bewirtschaften sind. Diversifikation ist die Alternative zum Rückbau: unternehmenstypisch offensiv. Thalia wird stärker als Kulturveranstalter in Erscheinung treten und mit neuen Formen der Öffentlichkeitsarbeit auf sich aufmerksam machen. Schon jetzt trägt die Abteilung Unternehmenskommunikation den programmatischen Zusatz "Social Relations".

Die spektakuläre Nachricht hinter den Nachrichten ist allerdings die: Ein Drittel Thalia-Buchfläche verschwindet vom Markt. Für alle noch nicht verschwundenen kleineren Buchhandlungen öffnet sich damit eine Riesenchance. Sie können sich nun als Spezialisten für einen fokussierten Qualitätsbuchhandel empfehlen – und verlorenen Boden zurückgewinnen.

Ihre Chance tut sich auf just zu einer Zeit, in der ein Einstieg in den Multichannel-Handel absolut kein Hexenwerk mehr ist. Der Buchhandelsreader kommt, Shop-Lösungen sind verfügbar: Kein Buchhändler mehr muss seine Kunden – ob online oder offline – alleinlassen. Vorbilder, die zeigen, wie Multichannel auch im Kleinformat wunderbar gelingen kann, lassen sich schon besichtigen.

Lesen Sie zu den Entwicklungen bei Thalia auch den Beitrag "Der Buchhandel ist eine Baustelle" im aktuellen Börsenblatt (Heft 42, S. 22-23).