Kommentar zur Filialisierung

Ein Nachschlag, bitte!

3. November 2011
Redaktion Börsenblatt
"Wenn sich die bundesweit aktiven Fililalisten in Zurückhaltung üben, schlägt die Stunde wendiger Regionalisten", meint Börsenblatt-Redakteurin Sabine Cronau in ihrem Kommentar zur Filialisierung unabhängiger Buchhändler.

Darf’s ein bisschen mehr sein? Auf diese Frage antworten derzeit erstaunlich viele unabhängige Buchhändler beherzt mit: Ja! Und fügen ihrem Haupthaus ein, zwei oder auch drei Ableger im regionalen Umfeld hinzu – selbst wenn damit vor allem erst mal eines verbunden ist: mehr Arbeit.

Dahinter steht die Hoffnung, eines Tages durch mehr Effizienz und mehr Gewicht beim Einkauf auch mehr Gewinn in der Kasse zu haben. Ob die Rechnung aufgeht? Befragte Buchhandlungen sind mit der Antwort vorsichtig, rufen die regionale Filialisierungsstrategie nur ungern zum "Königsweg" im stationären Überlebenskampf aus. Expandieren auf Teufel komm raus – wohin das führt, konnten kleinere Unternehmen schließlich jahrelang an großen Kollegen beobachten. Dort sind heute eher Rückbau, Sparkurs, Konsolidierung angesagt. Manchmal ist eben auch weniger mehr.  

Dennoch oder gerade deshalb: Wenn sich die bundesweit aktiven Filialisten in Zurückhaltung üben, schlägt die Stunde der wendigen Regionalisten. Wer im direkten Umfeld (das er gut kennt und das ihn gut kennt) ein Netzwerk aus Läden knüpft, verteilt das Risiko. Und erhöht die Strahlkraft seiner Marke, seines Konzepts. So wie jetzt Annerose Beurich, früher Marketingleiterin bei Libri: Die Erfolgs­geschichte ihrer Buchhandlung Stories! in Hamburg-Eppendorf schreibt sie nun mit einem zweiten Laden im Hanse-Viertel weiter, in der Nähe vom Jungfernstieg. Mal ehrlich: Hätten Sie das gedacht? Im Herbst 2011 eröffnet eine kleine Buchhandlung mitten in Hamburg eine Filiale – mit 2.000 Thalia-Quadratmetern vor der Tür. Jahrelang war es umgekehrt. Davon darf’s in der Tat ein bisschen mehr sein.