Multichannel-Buchhandlungen

Wie die Buchhandlung ins Fernsehen kommt

1. Dezember 2011
Redaktion Börsenblatt
In der Serie „Buch der Woche“ auf WN-TV stellen Münsteraner Buchhändler Neuheiten vor.

„Das Buch der Woche“ ist eine von mehreren Video-Serien, die die „Westfälische Zeitung“ für alle Besucher ihrer Webseite kostenlos bereitstellt. Mit einer Auflagenhöhe von 200.000 Exemplaren darf sie sich als medialer Platzhirsch bezeichnen. Entsprechend stark frequentiert ist auch der Onlinebereich der Zeitung. Seit dem Frühjahr dieses Jahres läuft das Format „Buch der Woche“: In rund dreiminütigen Clips stellen Buchhändler dort neue Bücher vor, die ihnen persönlich sehr gut gefallen haben und denen sie viele Leser wünschen. 20 Clips sind mittlerweile online einzusehen. Online-Redakteurin Meike Lorenzen (31) hat das Konzept erarbeitet und fängt während ihrer „Hausbesuche“ persönlich die Stimmen der Sortimenter ein. Lorenzen, die seit einem Jahr in der Online-Redaktion der „WN“ tätig ist, erklärt die Grundidee hinter „Buch der Woche“: „Rezensionen bekommt man ja häufig angeboten. Uns war aber ein regionaler Bezug wichtig und vor allem wollten wir, dass die Leser mit der Buchempfehlung auch ein Gesicht verbinden können.“ Darum ist es Lorenzen bei der Auswahl der Sortimenter auch sehr wichtig, dass es sich um inhabergeführte Sortimente und nicht um Filialen einer Buchhandelskette handelt. Bisher gehören fünf Buchhändler zum „Rezensenten-Pool“ der Zeitung. Die Buchhändler werden stets nach den beiden großen Buchmessen besucht. Rund eine halbe Stunde dauert der Besuch, dann hat Lorenzen alles im Kasten. „Das Format verlangt natürlich ein gewisses Engagement, aber die Arbeit mit den Buchhändlern ist sehr unkompliziert. Es fällt ihnen nicht schwer, ein Buch zu empfehlen.“ Beim Dreh sitzt Lorenzen dem Buchhändler mit der Kamera gegenüber und stellt „auffordernde Fragen“. Diese werden jedoch aus dem späteren Videoclip herausgeschnitten, so dass der Buchhändler mit seinem persönlichen Lieblingsbuch ganz im Fokus steht. Die zweite Staffel von „Buch der Woche“ ist aktuell online zu sehen, die dritte wird voraussichtliche nach der Leipziger Buchmesse starten: „Die Serie musste sich zunächst einmal etablieren. Kulturthemen haben es im Netz immer schwer. Wir sind aber mit den Klickzahlen durchaus zufrieden“, gewährt Lorenzen einen vorsichtigen Einblick.

In Kürze wird auch Hildegard Vogel (Buchhandlung Lesezeit, Münster) wieder auf WN-TV zu sehen sein. Nächsten Dienstag gibt sie dort zum vierten Mal einen Buch-Tipp: Herman Koch „Sommerhaus mit Swimming Pool“ (KiWi) will sie dann vorstellen. „Es ist mal etwas Neues für mich“, erklärt Vogel, weshalb sie gerne mit dabei ist und einer großen Onlinecommunity Bücher empfiehlt. Vogel wuchert durchaus mit diesen Pfunden: „Ich verlinke die Beiträge auf meiner Webseite und auf Facebook, außerdem spreche ich meine Kunden darauf an“, so die Buchhändlerin. Der Erfolg sei aber schwer messbar: „Auf die Beiträge in WN-TV hat mich bisher noch kein Kunde angesprochen“, resümiert sie.  Vogel erklärt aber vehement: „Ich kann nur jedem Kollegen empfehlen, bei so einer Aktion mit dabei zu sein, wenn sich die Gelegenheit bietet.“

 

Das sieht auch Ellen Piechura-Ristau (Ellens Buchhandlung, Münster) so, die ebenfalls Bücher empfiehlt: „Schließlich ist das ja auch kostenlose Werbung für mich. Das kann ja nicht schaden“, erklärt Piechura-Ristau entschieden.  Die Zusammenarbeit mit WN-TV erlebt sie als routiniert und durchaus positiv: „Bücher empfehle ich schließlich den ganzen Tag. Und die halbe Stunde nehme ich mir gerne.“ Die Buchhändlerin wird durchaus von ihren Kunden auf die Buchempfehlungen via Videoclip angesprochen. Seit sie vor vier Jahren mit ihrem Sortiment an den neuen Standort in der Nähe des Doms umgezogen ist, erhält sie vor allem am Wochenende auch Besuch von Touristen, die bei ihr gezielt „nach dem anderen Buch“ suchen. Kommen sie aus der Region, haben sie ihr Gesicht durchaus schon einmal gesehen, verraten sie der Buchhändlerin dann – und zwar auf Video.