Erst die vielbeachtete Vorstellung der Jahreszahlen mit dem Ergebnis-Einbruch bei Thalia, dann die Bestätigung: Ja, Douglas sucht Gespräche mit Finanzinvestoren, damit die Gründerfamilie Kreke ihre Anteile erhöhen kann. So weit, so gut. Jetzt darf spekuliert werden. Die Krekes wollen das Unternehmen von der Börse nehmen, lautet ein Szenario. Das hätte den Charme, dass lästige Berichtspflichten wegfielen und ruhiger gearbeitet werden könnte. Ohne Blick auf den Dividendenhunger der Aktionäre – dafür mit Blick auf die (oft kurzfristigen) Ziele der Finanzinvestoren. So leicht funktioniert ein De-Listing nicht. Die übrigen Eigner müssen mit attraktiven Angeboten dazu bewegt werden, sich von ihren Aktien zu trennen.
Ein anderes Szenario: Der Konzern wird zerschlagen, die Gründer behalten nur die Perlen und trennen sich vom Rest. Würde Thalia feilgeboten, wäre das für den stationären Buchhandel eine absurde Situation. Sowohl Deutschlands Nummer 1 als auch die Nummer 2 (Weltbild sucht ja ebenfalls einen Käufer) stünden mit vielen Hundert Filialen zur Disposition. Wer soll die ganzen Flächen eigentlich kaufen? Wollte sich ein Internetbuchhändler ins stationäre Geschäft wagen – Multichannel einmal anders herum quasi –, wäre das eine günstige Gelegenheit. Auch für ausländische Ketten bestünde die Chance, jetzt in Deutschland Fuß zu fassen. Dass dabei etliche Filialen auf der Strecke blieben, versteht sich von selbst. Herausgepickt würden natürlich nur die Filetstücke.
Welches Szenario auch immer eintritt: Eine schmerzhafte Erfahrung bleibt. Man hat sich verkalkuliert mit der extremen Expansion auf großen Buchhandelsflächen. Dabei waren die Annahmen für ein Gelingen nicht einmal falsch, es hätte ceteris paribus funktionieren können. Die rasante Entwicklung des Online-Buchhandels hat jedoch den Strich durch die Rechnung gemacht.
Douglas
18. Januar 2012
So viele Schlagzeilen wie in den vergangenen Tagen hat der Mischkonzern Douglas lange nicht mehr produziert. "Sollte Thalia zum Verkauf stehen, wäre das eine absurde Situation für den Buchhandel", meint Börsenblatt-Redakteurin Christina Schulte.