Kommentar

Zwei unterschiedlich gleiche Geschichten

29. Februar 2012
von Börsenblatt
Die kirchlichen Gesellschafter von Weltbild wollen sich von ihren Anteilen trennen, und auch bei Douglas soll sich die Eigentümerstruktur ändern. Aber: "Die Motive, die bei Douglas und Weltbild zu neuen Strukturen führen, können verschiedener kaum sein," meint Börsenblatt-Redakteurin Christina Schulte.
Wie sich die Situationen bis hierhin ähneln: Bei Weltbild wollen sich die kirchlichen Gesellschafter in irgendeiner Form von ihren Anteilen trennen, und auch bei Douglas soll es Verschiebungen in der Eigentümerstruktur geben. Es herrscht Bewegung in den Konzernen, zu denen die Nummer 1 und die Nummer 2 im deutschen Sortimentsbuchhandel gehören. Wenngleich die Motive, aus denen heraus diese Veränderungen passieren sollen, unterschiedlicher kaum sein könnten.

Da ist, bei Douglas, der Wunsch, weniger im Fokus der Anteilseigner und der Öffentlichkeit zu stehen. Zu groß der Renditedruck, wenn die Aktionäre alle drei Monate detailliert Bericht erwarten – und: Viele Entscheidungen dem (oft kurzfristigen) Shareholder Value unterzuordnen, kann langfristiges sowie weitsichtiges Wirtschaften sehr schwierig machen. Zumal in Zeiten, in denen es nicht überall rundläuft.

Da ist, bei Weltbild, die Sache mit Produkten, die so gar nicht zum Selbstverständnis der Kirche passen wollen. Wertedruck spielt hier eine Rolle, der dringend nach einem Ablassventil verlangt. Aber: Man kann sich als Kirche nicht einfach, begleitet von Negativschlagzeilen à la "Kirche vernichtet Arbeitsplätze", von einem Konglomerat aus Buchhandlungen und Verlagen trennen.

Wie kommen wir also dahin, wo wir hin möchten? Diese Frage ist beiden Konzernen wieder gemein. Douglas verhandelt mit diversen Finanzinvestoren, die Teile des Konzerns und auch Bereiche, die es eventuell abzustoßen gilt, übernehmen würden. Alles verbunden mit der Imponderabilie Erwin Müller, der schon bald Sperrminorität erlangen und dem Ganzen eine Wendung geben könnte. Weltbild wiederum scheint an einer Stiftungskonstruktion zu basteln, durch die ein Verkauf nicht mehr nötig wäre. Unabhängig davon, welche Entscheidungen gefällt werden: Hängepartien wie diese beiden dürfen nicht zu lange andauern. Die Ungewissheit paralysiert – und erzeugt neuen Druck.

Lesen Sie dazu auch den Beitrag "Kirchliches Wispern" im kommenden Börsenblatt, Heft 9 (Seite 18).