Gründerpreis

Leuchttürme gesucht

15. März 2012
Redaktion Börsenblatt
Die BAG hat einen mit 6.000 Euro dotierten Preis für Buchhandlungsgründer ausgelobt. Die Bewerbungsphase läuft bis zum 1. Juli. Geschäftsführer Oliver Recklies erläutert im Interview mit boersenblatt.net das Konzept.
Worin unterscheidet sich die Auszeichnung von anderen Auszeichnungen dieser Art?
Zunächst einmal handelt es sich um einen branchenspezifischen Preis, das ist sicher die größte Besonderheit. Ausgezeichnet werden Buchhandlungskonzepte aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, die eine Leuchtturmfunktion erfüllen können. Wir möchten mit dem BAG-Gründerpreis innovative Ideen und erfolgreiche Strategien mit einer Blueprintfunktion für die Branche prämieren.

Wer kann sich Chancen auf das Preisgeld ausrechnen?
Gesucht sind nachhaltige und zukunftsgerichtete Buchhandlungskonzepte. Der Buchmarkt befindet sich zur Gänze im Umbruch. Eine besondere Frage ist, welche Kanäle das stationäre Sortiment effektiv einsetzen kann und wie die Ausrichtung auf verschiedene Kundengruppen möglich ist. Letztlich spielen hier auch Multichannelstrategien eine Rolle. Unserer Jury geht es aber nicht nur um nackte Zahlen, sondern um das Gesamtkonzept. Das schlägt sich in der Zusammensetzung der Juroren nieder: Hier bündeln sich Perspektiven aus Buchhandel, Verlagsarbeit, Betriebsberatung und Finanzwirtschaft. Das Motto lautet: "Was sind - aus Sicht der Branche - Erfolgsstrategien für den Buchhandel der Zukunft?"

Wie lange tüfteln Sie bereits an der Idee eines Gründerpreises?
Den Einfall hierzu hatten wir bereits Ende 2010. Ende letzten Jahres ging es dann an die konkrete Planung.

Wie viel Buch-Handel muss ein Neugründer denn angesichts der Erhöhung steigender Non-Bookanteile mitbringen?
Es sollte sich schon klar um ein buchhändlerisch geprägtes Sortiment handeln, dazu gehören einerseits ein gewisses unternehmerisches Selbstverständnis, zum anderen entscheidet auch die Kundenperspektive: Wenn ich als Kunde ein Fachgeschäft betrete und zunächst über Berge von Non-Books steigen und die Bücher förmlich suchen muss, dann bin ich nicht in einer Buchhandlung. Ein Facheinzelhändler mit einem Buchanteil von zehn Prozent hat demnach keine Chance. Der signifikante mehrheitliche Umsatz muss mit Büchern erzielt werden. Interessante Multichannelkonzepte oder überzeugende Verbindungen mit Papeterieprodukten oder anderen Warengruppen sind aber sicher nicht von Nachteil. Hier wird auch der Standort immer eine Rolle spielen.

Welche konkreten innovative Buchhandelskonzepte der letzten Jahre fallen Ihnen ein?
Da würde ich gerne nach strategischen und operativen Ansätzen unterscheiden. Ein spannendes Thema im strategischen Bereich ist meines Erachtens die Filialisierung im klein- und mittelstädtischen Bereich mit starken lokalen Marketing, was dann zu sogenannten "local heros" führen kann. In eine ähnliche Richtung der Erzielung von Vorteilen bei Einkauf- und Marketing gehen die Buchhandelsverbünde wie LG Buch oder eBuch. Diese Themen werden sicherlich in der Zukunft eine noch stärkere Rolle spielen. Auf der operativen Ebene sind Positionierung und Einbindung des Kunden sehr gute Ansätze. So hat einer unserer Buchhändler einmal samstags seine Kunden als Verkäufer angestellt und damit sehr gute Erfahrungen gemacht.