Konjunkturumfrage des Börsenvereins

Daumen hoch für bessere Zeiten

15. März 2012
Redaktion Börsenblatt
Die Umsatzrückgänge der vergangenen Monate schlagen den Sortimentern aufs Gemüt. Dennoch wollen sie viel dafür tun, damit es wieder aufwärtsgeht. Das zeigt die jüngste Konjunkturumfrage des Börsenvereins.

Die Stimmung der stationären Buchhändler korreliert mit ihrer wirtschaftlichen Lage: Auf diesen doch recht einfachen Nenner lassen sich die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage des Börsenvereins bringen. Fast 700 Sortimenter – so viele wie schon lange nicht mehr – haben sich an der Befragung beteiligt. Unter anderem gaben sie zu Protokoll, wie sich ihr Umsatz im zweiten Halbjahr 2011 entwickelt hat – und welche Erwartungen sie für die ersten sechs Monate des laufenden Jahres hegen.

• Lediglich ein Fünftel der Buchhändler hat demnach von Juli bis Dezember 2011 mehr eingenommen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (siehe Grafik).

• Stark verbessert hat sich der Barumsatz nur bei vier Prozent.

• Mehr als 40 Prozent der Sortimenter hatten mit sinkenden Einnahmen zu kämpfen. Bei sieben Prozent waren die Rückgänge sogar sehr stark.

• Ungefähr ein Drittel konnte den Umsatz stabil halten.

Die Entwicklung der Geschäfte verlief unterschiedlich – abhängig von der Größenklasse. Etwa ein Viertel der Sortimente mit Einnahmen bis zu 250.000 Euro blickt auf ein Plus im zweiten Halbjahr 2011 zurück, während es in der Größenklasse eine bis 2,5 Millionen Euro nur 17 Prozent sind. Just jene Umsatzklasse ist es auch, die mit 61 Prozent den höchsten Anteil an den Nennungen "verschlechterter" oder "stark verschlechterter Umsatz" hat.

Warum sich die wirtschaftliche Situation so darstellt? Die Erklärungen dafür liefert die Konjunkturumfrage gleich mit. Als Beispiel ist die Anzahl der Kunden zu nennen: Bei gut 40 Prozent der Buchhandlungen kamen weniger Konsumenten in den Laden, lediglich bei einem Viertel waren mehr Bücherfreunde zu Gast. Die Kunden, die sich für einen Buchkauf entschieden haben, waren außerdem zurückhaltender. Der Umsatz pro Kunde hat sich nur bei ca. einem Fünftel der Befragten erhöht, 40 Prozent der Buchhändler gaben an, dass ihre Klientel weniger Geld im Laden gelassen habe.

Kunden bevorzugen Taschenbücher

Die Sparsamkeit der Käufer zeigt sich auch darin, dass die Kunden vor allem zu Taschenbüchern gegriffen haben. Bei einem Drittel der Umfrageteilnehmer lief dieses Segment besser als zuvor, bei etwa der Hälfte gleich gut. Gerade umgekehrt verhielt es sich mit der Absatzentwicklung im Hardcover. Nur ein Fünftel der Sortimenter meldet steigende Umsätze mit dieser Editionsform – 37 Prozent registrierten sinkende Einnahmen.

Als stabiler Umsatzbringer behaupteten sich erneut belletristische Titel. 20 Prozent der Buchhandlungen erzielten damit einen Mehrumsatz, bei 43 Prozent sind die Einnahmen aus der schöngeistigen Literatur gleich geblieben. 

Non-Books als zusätzliches Standbein

Die vielgepriesenen Non-Books haben sich tatsächlich als erfreuliche Einnahmequelle im zweiten Halbjahr 2011 erwiesen. Ein Drittel der Sortimenter schaffte es, mit diesen Produkten mehr Geld in die Kasse zu holen, 40 Prozent meldeten keine Veränderung. Interessant: Fast alle Buchhandlungen haben mittlerweile Non-Books im Sortiment – nur ein Zehntel aller Befragten führt diese Artikel nicht.

Damit sie geschäftlich bald wieder besseren Zeiten entgegengehen, planen die Buchhändler verschiedene Maßnahmen:

  • An oberster Stelle steht der Vorsatz, die Sortimentsstruktur zu verändern. Fast die Hälfte der Befragten will an dieser Stellschraube drehen (siehe Diagramm).
  • Etwa ein Drittel möchte den Verkaufsraum neu gestalten.
  • Gut ein Viertel könnte sich vorstellen, E-Books und E-Reader anzubieten.
  • Als letzter Ausweg wird die Geschäftsaufgabe angesehen, die aber immerhin für 1,5 Prozent der Befragten ein Thema ist.
  • Jedoch gibt es auch Sortimenter, die alles so lassen möchten, wie es ist. Fast ein Fünftel sieht sich nicht in der Situation, etwas ändern zu wollen oder zu müssen.

Wer Veränderungen plant, erkennt vor allem beim Einkauf Optimierungsbedarf: Circa 60 Prozent in dieser Gruppe wollen das Volumen herunterfahren. Damit einher geht nahezu synchron der Vorsatz, den Lagerbestand zu verringern (63 Prozent). Und: Um rationeller einzukaufen, plant ein Viertel, den Barsortimentsbezug zu erhöhen. Damit verbunden ist das Vorhaben, die Anzahl der Verlage zu reduzieren, bei denen Bücher direkt erworben werden (46 Prozent).

Zurückhaltender Ausblick auf das erste Halbjahr

Als besonders wichtig wird auch eine Optimierung des Internetauftritts angesehen: Die Hälfte der Buchhändler will an ihrer Filiale im Netz Veränderungen vornehmen. Maßnahmen wie diese sollen dafür sorgen, dass der Rubel in den kommenden Wochen wieder rollt. Allerdings geben sich die Sortimenter beim Ausblick auf das erste Halbjahr 2012 sehr zurückhaltend.
  • 20 Prozent rechnen mit einer sehr guten bis guten Umsatzentwicklung.
  • 26 Prozent gehen davon aus, dass ihre Einnahmen zurückgehen werden.
  • Gut die Hälfte sieht ihren Umsatz auf einem unveränderten Niveau (siehe Grafik).
Auch hier gibt es wieder Unterschiede zwischen den Größenklassen: Optimistisch blickt die kleinste Klasse mit einem Umsatz von 250.000 Euro in die Zukunft. 23 Prozent rechnen mit einer Umsatzsteigerung. Die größte Vorsicht lassen die Geschäfte mit Einnahmen zwischen einer und 2,5 Millionen Euro walten. 17 Prozent hoffen hier, mehr Barumsatz zu erzielen. Wer mit seiner Einschätzung recht behält, wird sich im Sommer zeigen. Dann wird Bilanz gezogen – bei der nächsten Konjunkturumfrage.

Christina Schulte