Wachstumsverwöhnt könnte man die Buchbranche nennen. In Maßen zumindest. Ein leichtes Plus gab es selbst in den Krisenjahren. 2011 hat die Entwicklung dann gedreht – das Jahr schloss mit minus 1,8 Prozent. Der Auftakt 2012 lässt erahnen, dass man sich vorerst vom Wachstum zu verabschieden hat, jedenfalls in vielen Bereichen. Der Buchmarkt beginnt mit der Metamorphose hin zu einem schrumpfenden Markt. Dass neue Geschäftsmodelle verlorene Umsätze erst einmal nicht werden zurückbringen können, darüber herrscht Konsens.
Was aber passiert eigentlich während solch einer Marktübergangsphase? Mit den Menschen, mit den Produkten, mit der Art, sie herzustellen, sie zu präsentieren, mit Innovationen? Es ist zunächst und zuallererst einmal ein psychologisches Moment: sich einzugestehen, dass sich die Vorzeichen geändert haben; sich darüber bewusst zu werden, dass Ziele nur noch eine Nummer kleiner erreichbar sind. Das Eingeständnis kann auch etwas Befreiendes haben. Es nimmt Druck und gibt den Blick frei auf Machbares.
In der Betriebswirtschaftslehre wird nüchtern von Kapazitätsanpassungen gesprochen. Betroffen ist die gesamte Prozesskette: Personal, alle bereits vorhandenen und noch zu entwickelnden Produkte, Verkaufsflächen – Produktionsfaktoren jeglicher Art werden an die neuen Rahmenbedingungen angepasst. Das Wording dafür ist bisher sehr unterschiedlich, im Buchhandel wie bei Verlagen. Die einen sprechen bedrohliche Begriffe wie Flächenrückbau, Entlassungen, verschlankte Verlags-programme etc. schon ehrlich aus. Anderswo werden, beinahe verschämt, noch euphemistische Vokabeln verwandt. Man spricht lediglich von einem schwierigen Umfeld, hausgemachten Problemen, kreativen Programmpausen oder Optimierungspotenzialen. Klare Worte zu finden und die Strategien zu überdenken – das ist das Gebot, aber eben auch die Schwierigkeit der Stunde. Man wird seinen Begriff von Erfolg künftig nicht mehr so eng an Wachstum binden. Es gibt durchaus andere Erfolgskriterien.