Sitzung des Sortimenter-Ausschusses

"Der Handel ist auch in der digitalen Welt besser als viele Verlage glauben"

25. April 2012
Redaktion Börsenblatt
E-Book-Ausleihe, reduzierter Mehrwertsteuersatz für E-Books, die Dienstleistungen und Produkte der MVB – all das waren Themen, die heute Vormittag auf der Agenda der Sitzung des Sortimenter-Ausschusses (SoA) standen.

In ihrem Geschäftsbericht griff Kyra Dreher, Geschäftsführerin des Sortimenter-Ausschusses, nochmals die gemeinsamen Empfehlungen von Sortimentern und Verlegern zum Paragrafen 6.1 Buchpreisbindungsgesetz auf. Diese seien zwar hinter den Erwartungen des Sortiments zurückgeblieben. Gleichwohl sei es aber ein „schöner Erfolg“, dass bei der Neuauflage des Kommentars zum Preisbindungsgesetz die spezifischen Leistungen der Buchhändler aufgeführt würden.

Zudem arbeiteten die Sortimenter derzeit auf EU-Ebene daran, die Vergaberichtlinien im Schulbuchgeschäft zu modifizieren. „Es geht bei diesem Thema gerade ein Fenster auf“, so Dreher - und man wolle den Missstand ausräumen.

Ebenfalls innerhalb Europas werde über einen reduzierten Steuersatz für E-Books diskutiert. Bei der European Booksellers Federation, in der Dreher die Interessen der deutschen Buchhandlungen vertritt, sei das Thema intensiv und kontrovers behandelt worden. Luxemburg und Frankreich seien in dieser Frage eigenmächtig vorgegangen und hätten entgegen der geltenden EU-Regelung den Mehrwertsteuersatz auch für E-Books reduziert. Das sei grundsätzlich zu begrüßen, sagte Dreher, führe aber faktisch zu massiven Wettbewerbsverzerrungen. Etwa deswegen, weil Amazon seinen Firmensitz in Luxemburg (Besteuerung: drei Prozent) habe.

Auf dem Tisch liegt auch immer noch die Bewertung körperlicher Lagerbestände mit dem Merkblatt zur Inventur im Buchhandel, das im Januar 2010 formell von der Oberfinanzdirektion Frankfurt aufgehoben worden war. Es zeichne sich die Tendenz ab, dass alles beim alten bleiben könne. Schriftlich liege jedoch noch nichts vor. Zuständig sei nun das Bayerische Finanzministerium in München. Das Merkblatt hatte zwar keine Rechtsverbindlichkeit, sondern diente als Auslegungshilfe.

Bei der Sitzung des Sortimenter-Ausschusses ging es unter anderem auch um die Ausleihe von E-Books. Frank Sambeth, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Random House, informierte über die Plattform Skoobe (Betreiber: Arvato, Random House sowie Holtzbrinck), die Ende Februar an den Start gegangen ist. Dort können E-Books gelesen und ausgeliehen, nicht jedoch gekauft werden. Das Angebot umfasst ca. 10.000 Titel – jeweils zehn Prozent eines jeden Titels sind als kostenlose Leseprobe erhältlich.

Aus dem Sortiment kam der Wunsch, dass auch Buchhändler an Skoobe partizipieren können sollten. Sambeth erwähnte die Option, einen Link einzubauen, der auf den Buchhandel verlinke – wo dann das Buch gekauft werden könne. Dies sei allerdings bei Apple derzeit nicht möglich. Man arbeitet jedoch auch an einer Android-Anwendung.

Hartmut Falter (Mayersche) plädierte für ein Provisionsmodell, an dem die Sortimenter mitverdienen könnten. „Wir könnten hier noch eine ganz andere Sphäre von Kunden bieten“, so Falter. Detlef Büttner (Lehmanns) betonte, dass es wünschenswert sei, „die E-Book-Kunden-Ownership“ zu behalten. „Der Handel ist auch in der digitalen Welt viel besser als viele Verlage glauben.“ „Die Botschaften sind angekommen“, fasste Kyra Dreher, Geschäftsführerin des Sortimenter-Ausschusses zusammen. In den kommenden Wochen werde Skoobe über das weitere Vorgehen informieren.
Tagesordnungspunkt waren auch die Produkte und Dienstleistungen der MVB. Die Geschäftsstelle des SoA erhalte immer wieder Beschwerden unterschiedlichster Art, die jedoch häufig sehr pauschal formuliert seien, sagte Dreher. Die Mitglieder des SoA führten in der Sitzung beispielsweise Zahlungsoptionen von Libreka, verzögerte Tütenlieferungen oder das Reklamationsmanagement bei der MVB an. Die Kritikpunkte sollen nun mit MVB-Geschäftsführer Ronald Schild erörtert werden.
Osiander-Geschäftsführer Hermann-Arndt Riethmüller hatte den Sortimentern einen Entwurf für einen Antrag zur Hauptversammlung des Börsenvereins am 22. Juni in Berlin hineingereicht – zum Thema VLB. Darin fordert er, dass die Hauptversammlung den Vorstand des Börsenvereins als Gesellschafter der MVB dazu verpflichten möge, die Gebühren für das VLB anders zu gestalten. Zum Beispiel zwischen Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern des Verbands zu unterscheiden oder die Gebühren umsatzabhängig festzulegen.
Den brandneuen Liro Ink, der Anfang Mai ausgeliefert wird, war im SoA bereits zu betrachten. Holger Fischelmanns, Leiter Business Development bei der MVB, stellte den Sortimentern das Gerät vor.