Meinung

Abhängig von Amazon

11. Mai 2012
Redaktion Börsenblatt
Warum verhelfen Verlage Amazon eigentlich zu weiterem Wachstum? Das fragt sich Erwin Hiemer, Buchhändler aus Neusäß bei Augsburg.
Heute möchte Ich Ihnen einen Sachverhalt mitteilen, den ich als "freier" Buchhändler sehr bedenklich finde:
Auf der Rückseite des über Mair-Dumont vertriebenen Geo-Epoche-Heftes "Bismarck" wird für den Kindle geworben. Jeder weiß: Einmal Kindle, immer Amazon; denn die bei Amazon gekauften Dateien sind nur vom Kindle zu lesen und umgekehrt brauche ich für den Kindle Dateien, die nur von Amazon zu bekommen sind (oder sehe ich das falsch?). Die Abhängigkeit, in die ich mich als Verlag begebe, indem ich dann auch noch dafür werbe, finde ich fatal. Begreifen das die Verleger eigentlich nicht? Es kann doch eigentlich kein Verlag ein Interesse daran haben, Amazon zu weiterem Wachstum zu verhelfen.

Außerdem stellt Amazon zunehmend Dateien zum Verkauf ein, die sonst nicht zu bekommen sind. Ein Beispiel: Die älteren CDs der v.a. in Nordamerika berühmten Pianistin Janina Fialkowska sind vergriffen, bei Amazon jedoch als MP3-Dateien herunterzuladen. Bei anderen Händlern habe ich diese Dateien noch nicht finden können. Da ich zufällig den Manager der Pianistin über mein Geschäft kenne, habe ich ihn darauf angesprochen. Er ist uneinsichtig, was das Abhängigkeitsverhältnis angeht. Für ihn ist einfach wichtig, DASS die Dateien verbreitet werden. WIE ist ihm offenbar egal.

Diese Strategie könnte ich mir gut auch für Bücher denken. Zusammen mit der Plattform für vergriffene Bücher (konkurrenzlos!) wäre Amazon dann endgültig unschlagbar.