Zu sehr assoziierten Kunden Schütten mit Krabbelkisten, in denen verbilligte Ramschware feilgeboten werde. Immer noch finde man dabei die Bilderbücher nach Verlagen sortiert: „Das mag eine Hilfe für den Sortimenter sein, dem Kunden hilft diese Gliederung keinesfalls“, so Störiko-Blume. Wenn alte Backlisttitel mal aus der Schütte kommen und frontal präsentiert werden, sei eine deutliche Absatzsteigerung zu beobachten, so Beobachtungen aus dem Plenum. Ravensbuch in Ravensburg stellte das System von hochgestellten Plexiglasscheiben an einer Wand vor, Fotos von großzügigen Frontalpräsentationen wie bei stories! in Hamburg zeigten, was möglich ist. Eine Buchhändlerin appellierte unter großer Zustimmung an die Verlage, auch einmal ein Bilderbuchpräsentationsmöbel für kleine Buchhandlungen zu entwerfen „– die wären einem solchen Verlag über lange Zeit ziemlich verbunden ..."
Auch von guten Ideen für Aktionen wurde berichtet; so hat etwa eine Buchhandlung zwölf Kindergärten je zehn Titel zur Verfügung gestellt, mit denen sich rund 300 Kinder beschäftigten. Anschließend konnten sie auf einem Plakat mit Smileys ihre Favoriten küren. In Arbeitsgruppen wurden am Nachmittag Ideen für neue Aktionen geboren, von der Väter-Jungs-Ralley „Mit Männeraugen den Ort entdecken“ über interaktive Infoabende für Eltern oder Erzieherinnen bis zur langen Bilderbuchnacht für Großeltern und Enkel in der Buchhandlung.
Ulrike Annick Weber von der Stiftung Lesen wies darauf hin, dass Deutschland nur 4,7 Prozent seines Bruttoinlandprodukts in Bildung investiere, was unter dem OECD-Durchschnitt liege. Sie warb für das Bewusstmachen bei Eltern, dass sie selbst ein wesentlicher Faktor bei der Leseförderung ihrer Kinder seien – obwohl fast 50 Prozent glaubten, sie könnten gar nichts tun. Weber erläuterte die Aktion Lesestart, bei der insgesamt mehr als 4,5 Millionen Bücher und Infos an Eltern mit Kindern von einem bis sechs Jahre verschenkt werden. Multiplikatoren und Verteilstellen seien Kinderarztpraxen, Kindergärten, Bibliotheken und Grundschulen. Die Sortimenter forderten eine Einbindung der Buchhandlungen in das Projekt. Die ersten Ergebnisse des Lesestart-Modellprojekts in Sachsen klingen positiv:
- 23 Prozent der Beteiligten kaufen oder leihen seitdem öfter Bücher
- 10 Prozent der Eltern haben daraufhin angefangen vorzulesen
- 25 reden nun häufiger mit den Kindern über die vorgelesenen Bücher
- 30 Prozent wurden angeregt, ihr Vorlesepensum zu erhöhen.
Insgesamt konnten die Seminarteilnehmer eine Fülle an Anregungen mitnehmen: Die langjährige Vorsitzende des Arbeitskreises für Jugendliteratur, Regina Pantos, sprach über Literalität im Kindergarten, Kinderbuchexpertin Gabriele Wenke gab einen Überblick über das Bilderbuchangebot. Die Bonner Museumspädagogin Sabina Leßmann zeigte anhand von Beispielen moderner Kunst, wie man Bilder betrachten und Bildsprache vermitteln kann. Illustratorin Beate Speck-Kafkoulas erklärte den Weg vom Text zum Bild. Morgen wird unter anderem Prof. Dieter Georg Herbst in die Themenkomplexe Bildsprache und Bildaufbau einführen.