Die Innenstädte sind im Wandel: Der Filialisierungsgrad steigt, und die Anzahl der innerstädtischen Einkaufszentren nimmt zu. Was bedeutet das für den Handel?
Der Handel muss immer schneller auf veränderte Marktanforderungen reagieren. Dazu gehören auch Flächenanpassungen, wie sie etwa der filialisierte Buchhandel derzeit vornehmen muss. In den traditionellen Innenstadtlagen ist die Fläche meist unveränderbar vorgegeben, die Center sind da viel flexibler. Bei verändertem Flächenbedarf lassen sich dort in Absprache mit dem Centermanagement Wände verschieben oder Geschäftsräume tauschen.
Viele traditionelle Einzelhändler sehen innerstädtische Einkaufszentren als wirtschaftliche Bedrohung. Zu Recht?
Oft sind diese Einkaufszentren ja eher am Rand der Innenstadt. Und hier kommt es auf die Koppelungsbeziehungen mit anderen Einkaufsstätten an. Die werden durch Straßen, Wegeführung und auch mal durch wenige Entfernungsmeter beeinflusst. Das Einkaufszentrum schöpft, wenn es gut läuft, Kaufkraft ab. Aber nicht unbedingt von den umliegenden Geschäften, sondern unter Umständen von anderen Städten oder vom Einkaufspark auf der grünen Wiese.
In den Centern siedeln sich gern die Filialisten an, die auch sonst oft schon das Stadtbild beherrschen. Macht das Städte nicht langweilig?
Diese Entwicklung sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn hauptsächlich klagt die Fachwelt darüber, die überwiegende Zahl der Kunden ist eigentlich glücklich, weil sie sich in bekannter Umgebung sicher fühlt.
Sehen Sie in zunehmenden Leerständen ein Problem?
Ja, aber Leerstände entstehen meist nicht durch grundsätzlich fehlende Nachfrage, sondern weil die Flächengrößen nicht mehr zu den Einzelhandelskonzepten passen. Bei Flächen zwischen 400 und 500 Quadratmetern ist die Konkurrenz inzwischen riesig. Größere Flächen werden auch gesucht, die sind aber in den guten Lagen außerhalb von Centern so gut wie gar nicht vorhanden. Und kleinere Läden stehen dann leer. Von einer Verödung der Innenstädte kann man aber erst sprechen, wenn nicht nur Händler, sondern auch Kultur- und Freizeitangebote aus der Stadt verschwinden. Das ist dann meist eine Folge der Bevölkerungsentwicklung.
Und wie schätzen Sie die Entwicklung des E-Commerce auf den Einzelhandel ein?
Das Internet scheint Kaufkraft abzuziehen, der Buchhandel wird das vor allem im E-Book-Vertrieb spüren. Interessanterweise lassen sich Internethändler aber auch stationär nieder und nehmen damit zum Teil die Rolle der traditionellen Händler ein. So eröffnet beispielsweise Zalando in Berlin einen Outlet-Store, und Apple expandiert jetzt sogar schon in mittleren Großstädten wie Augsburg.