Die Umsatznadel im Sortiment zeigt nach unten – wie ist die Lage bei der LG Buch?
Fürtjes: Unterschiedlich. Manche Mitglieder leiden unter der Kaufzurückhaltung, andere spüren sie weniger.
Was macht den Unterschied?
Fürtjes: Das lässt sich kaum verallgemeinern, weil jeder vor Ort eine spezifische Situation vorfindet. Andererseits gibt es durchaus eine Reihe von Strategien, die überall in gleichem Maß wichtig sind, sogar wichtiger denn je.
Welche meinen Sie?
Fürtjes: Letztlich geht es dabei um Basisqualifikationen. Wer kaufmännisch fit ist und seine Kunden genau kennt, in seiner Stadt oder Gemeinde gut verankert ist und die sich daraus ergebenden Chancen zu nutzen versteht, kommt nach wie vor gut zurecht. Krise darf nicht übernervös machen, sondern muss zu Besonnenheit führen – zur sorgfältigen Analyse der eigenen geschäftlichen Situation und dann zum Mut, das Erforderliche kreativ anzugehen. Bei unserer Jahrestagung werden wir das an Beispielen zeigen.
An welchen?
Fürtjes: Wir konzentrieren uns darauf, was Buchhändler tun können, um sich an ihrem Standort noch stärker zu profilieren. Unser Mitglied Michael Riethmüller aus Ravensburg etwa stellt in diesem Kontext seine Buy-local-Initiative vor.
Spielten wirtschaftliche Aspekte bislang eine zu geringe Rolle?
Fürtjes: Grundsätzlich nicht, doch sie standen hier und da nicht immer so im Fokus, wie es kaufmännisch nötig gewesen wäre.
Tritt nun umgekehrt die Kultur in den Schatten?
Fürtjes: Warum denn? Was zählt ist: für sich eine vernünftige Balance zu finden – zwischen kaufmännischem Geschick und kulturellem Bewusstsein. Ganz klar: Kulturelle Aspekte sind wichtig, aber als Buchhändler brauche ich eben auch Leidenschaft zum Umsatzmachen.
Diese Balance: Bereitet sie Ihnen Kopfzerbrechen?
Fürtjes: Nein, das wird gelingen. Da bin ich ganz zuversichtlich. Kopfschmerzen lösen bei mir andere Dinge aus: dass Medien die Buchbranche derzeit so oft als Verliererbranche präsentieren. Das ist fatal. Kunden möchten nicht bei Verlierern kaufen.
Haben Sie ein Rezept dagegen?
Fürtjes: Man muss jeden Tag aufs Neue das Gegenteil beweisen. Kunden, die in eine Buchhandlung kommen, müssen sofort spüren: Der Laden funktioniert, den Leuten macht das Arbeiten Spaß, man ist am Puls der Zeit. Umsatz ist immer stimmungsabhängig – das sollten wir nie vergessen.
Werden Sie das auch bei Ihrer Jahrestagung ansprechen, die morgen beginnt?
Fürtjes: Unbedingt.
Das Thema E-Books fehlt jedoch erneut auf Ihrer Agenda. Warum?
Fürtjes: Wir halten das Thema keinesfalls für obsolet und wollen es auch gar nicht marginalisieren. Andererseits bin ich nach wie vor der Meinung, dass das digitale Geschäft nur das Gewicht bekommen sollte, das es auch tatsächlich hat – mit Blick auf den Umsatz. Das heißt: Eine kleinere Buchhandlung, die personell nicht so üppig ausgestattet ist, kann derzeit nicht all ihre Energie auf dieses Thema verwenden. Da halte ich eine andere Strategie für deutlich besser: einen Webshop einzurichten – so, wie wir das mit buchhandelsweb.de ermöglichen. E-Books lassen sich hier dann problemlos integrieren.