Ladendiebstahl

Langfinger halten Vorjahresniveau

19. Juni 2012
Redaktion Börsenblatt
Jeder deutsche Haushalt stiehlt jährlich Waren im Wert von rund 50 Euro – rein statistisch betrachtet. Zu diesem Ergebnis kommt das Kölner EHI Retail Institute in seiner jährlichen Studie. Damit lag die Anzahl der Ladendiebstähle 2011 etwa auf Vorjahresniveau: 385.463-mal kam es zur Anzeige.

Die Anzahl der polizeilich erfassten Straftaten ging dabei um 0,6 Prozent zurück. Allerdings liegt die Dunkelziffer laut Studie bei rechnerisch über 98 Prozent: Etwa 30 Millionen Diebstähle jährlich sollen unentdeckt bleiben. Rund ein Prozent seines Umsatzes, gerechnet auf den Verkaufspreis, geht dem Handel jährlich wegen Diebstahl verloren.

Tatort Verkaufsraum
Nach Einschätzung der Handelsexperten entfallen im Durchschnitt aller Branchen 51 Prozent der gesamten Verluste auf Kundendiebstähle, während man wertmäßig den eigenen Mitarbeitern nur 21 Prozent anlastet. In absoluten Zahlen ergeben sich daraus etwa 1,9 Milliarden Euro Schaden durch Kundendiebstähle und 800 Millionen Euro durch eigene Mitarbeiter. Im Verkaufsraum und an der Kasse entstehen 70 Prozent aller Verluste.

Zu den am häufigsten geklauten Artikeln gehören im Lebensmittelhandel nach wie vor kleine, teure Waren wie Rasierklingen, Spirituosen, Parfüm, Kosmetik und Tabakwaren. Im Bekleidungshandel werden vor allem Markenartikel bevorzugt, aber auch modische Artikel, Jeans, Jacken, Accessoires, sowie Dessous werden oft nicht bezahlt. Smartphones, Konsolenspiele, CDs, DVDs, Speicherkarten und Druckerpatronen gehören zu den Klaurennern im Elektronikhandel. Die Buchbranche wird in der Studie nicht eigens erfasst.

Die Gesamtkosten für Inventurdifferenzen und deren Vermeidung betragen jährlich 5 Milliarden Euro, die der Handel wie alle Kosten in seine Verkaufspreise einkalkulieren muss: Jeder ehrliche Kunde werde also bei jedem Kauf mit über 1 Prozent des Kaufpreises an den Schäden der Ladendiebstähle beteiligt, so die EHI-Studie.

In der subjektiven Wahrnehmung der Händler stehe vor allem der organisierte Ladendiebstahl - im Sinne von Bandendiebstählen und Diebstählen auf Bestellung von professionell agierenden Tätergruppen – im Fokus, die bei jedem Zugriff wertmäßig hohe Schäden verursachen. Auch die zunehmende Gewaltbereitschaft potentieller Täter und der gewöhnliche Gelegenheitsdiebstahl durch Kunden bereitet den Einzelhändlern Sorgen, meldet EHI.

An der aktuellen Untersuchung beteiligten sich 91 Unternehmen mit über 14.000 Verkaufsstellen, die einen Gesamtumsatz von gut 63 Milliarden Euro erwirtschaftet haben.

Die Studie ist im EHI-Online-Shop erhältlich.