Buchtage Berlin

Attraktivität der Sortimente vor Ort stärken

21. Juni 2012
Redaktion Börsenblatt
„Das Thema Buy-local ist in Deutschland im Aufwind“, so Kyra Dreher vom Sortimenter-Ausschuss des Börsenvereins: Auf den Buchtagen Berlin stellten drei Buchhändler drei interessante Initiativen vor.

Jan Orthey, Inhaber der Buchhandlung LüneBuch in Lüneburg, stellte den „Shopping-Guide“ für Lüneburg vor. „Die Grundidee ist, den Einzelhandel der Stadt dauerhaft zu stärken.“ Zielgruppen sind Fremde und Touristen, die oft in einer konsumfreudigen Stimmung seien, sowie die Einheimischen, die neue Impulse wollten. „Wo kann ich hingehen? Wo finde etwas Besonderes?“ Entscheidend sei, dass ein Guide nicht aus einem Wust unterschiedlichster Anzeigen bestehe, sondern ein übersichtlich geordnetes Werk mit unmittelbar nachvollziehbarer Navigation. „Damit kann man leicht einen Stadtrundgang machen, bummeln, entdecken – auch Bürger der Stadt merken dann oft: Wie? Das gibt’s hier bei uns?“, so Orthey. Der Guide erscheint in Lüneburg einmal jährlich in einer Auflage von 20.000 Exemplaren und wird von einer Agentur gestaltet. „Mit diesem Werbemittel schaffen wir eine Vernetzung der Einzelhändler, es gibt einen Austausch untereinander – und einen effektiv messbaren Erfolg. 

Michael Riethmüller, Inhaber von Ravensbuch in Ravensburg und Friedrichshafen, berichtete von der bundesweiten buy-local-Initiative, die er angestoßen hatte. Dazu haben zahlreiche Buchhandlungen Statuten für qualitätssichernde Maßnahmen erarbeitet – „die müssen klar sein“. Danach verpflichten sich Mitgliedsfirmen, die Website buylocal.de als Open-Source-Projekt voranzutreiben, um z.B. Kunden die Möglichkeiten zu geben, regional online einzukaufen. Durch Verwendung eines buy-local-Zertifikats zeigten die Unternehmen ihre Zusammengehörigkeit und die Verpflichtung, festgelegte Statuten einzuhalten, „die Vision weiterzutragen und in Bezug auf Qualität und Service als Vorbild zu agieren.“ Riethmüller will heute Abend den Verein gründen.  „Wir wollen nicht mit erhobenem Zeigefinger formulieren (Kunden, die nicht vor Ort einkaufen, sind irgendwie schlechter), aber bewusst machen, dass Kunden durch ihren Konsum vor Ort auch einen Beitrag für die Attraktivität der Städte leisten.“ Und: „Nur wenn wir die jungen Leute ansprechen, können wir langfristig Erfolg haben.“

 

Über die von ihm entwickelte und gestern gestartete „Lebe Lokal“-Kampagne informierte Micheal Thieves, Geschäftsführer der Medienagentur „Buttermaker“ in Köln. Mithilfe von Plakaten wie „Ich lese hier“ oder „Ich kaufe hier“ wird Kunden bewusst gemacht, dass zum Erhalt einer lebendigen Innenstadt beitragen.  Gedacht ist auch, dass Konsumenten mit einer App die „Lebe Lokal“-Geschäfte vor Ort gezielt ansteuern können. Eine Buchhändlerin aus Köln-Nippes legte dar, dass die Kampagne die Einkaufsstraßen in den Kölner Stadtteilen stärken werde : Wer in Schlafsiedlungen wohne, kaufe eher bei Zalando ein – „mit der Lebe-lokal-Initiative wollen wir mit zehn weiteren Läden verdeutlichen, wie wichtig Läden vor Ort sind, von der Unterstützung für die Schülerzeitung über Praktikumsplätze bis zu greifbarem Service und den von uns gezahlten Steuereinnahmen für die Stadt.“ Für jeden Einzelhändler sei es ungemein wichtig, die Kunden in die Innenstädte zu holen, warb Buchhändlerin Viola Taube aus Nordhorn dafür, bei buy-local-Initiativen mitzumachen.