Milena Michiko Flašar. Schon von ihr gehört? Sie verzauberte die AkSler zum Auftakt ihrer Jahrestagung mit einer Lesung aus ihrem Roman "Ich nannte ihn Krawatte". So zart, poetisch, melancholisch dürften nur wenige Einzelhändler ihr Branchentreffen beginnen.
Mit-Geschäftsführerin Nina Wagenbach hatte den Sortimentern diesen wunderschönen poetischen Roman persönlich ans Herz gelegt. Mit Erfolg – 16.000 Exemplare wurden seit Februar verkauft. Natürlich hat Wagenbach die Kosten der Lesung gern übernommen. Ebenso wie Bloomsbury Berlin, die den Sekt und reichlich signierte Literatur spendierten. Die unabhängigen Sortimente sind gefragt wie nie. Wie man hört, soll es für den zweiten AkS-Abend in Berlin viele Bewerber gegeben haben, den Zuschlag erhielt Rowohlt. Lutz Kettmann, Rowohlts scheidender Marketing- und Vertriebschef, wollte noch einmal Gastgeber des AkS sein – und lud zu Lesung, Dinner und Drink ins Einstein ein. Der große Fürsprecher der Kleinen zog von Tisch zu Tisch und genoss den Abend unter Buchenthusiasten, die überzeugt sind, den schönsten Beruf der Welt zu haben.
Wie in jeder romantischen Liebesbeziehung, spielt Geld eine Nebenrolle. 78 Prozent der Buchhandlungen setzen weniger als 500.000 Euro um. Es sind die Kleinen, die das immer noch feinmaschige Netz der "geistigen Tankstellen" bilden. Und die sich leidenschaftlich für kleine, leise Bücher wie das von Flašar einsetzen. In Berlin haben sie gezeigt, dass sie sich dem Strukturwandel stellen und kompetenter Ansprechpartner für Inhalte bleiben wollen. Was fehlt, sind pragmatische Multichannel-Lösungen, zum Beispiel ein einheitlicher E-Book-Katalog, der alle Formate unter einer Oberfläche vorhält, und eine Verpackung, um E-Books als Geschenk anbieten zu können. Jetzt ist der Verband gefragt. Für Kleinstaaterei haben die AkSler derzeit wenig Verständnis. Bis zum Weihnachtsgeschäft muss Multichannel stehen.
Lesen Sie dazu auch den Artikel "Kleinstaaterei verhindert E-Book-Umsätze" im nächsten Börsenblatt, Heft 26, Seite 35.