Kommentar zu Weltbild

Die Chance, dass es gut wird

4. Juli 2012
Redaktion Börsenblatt
Der Weltbild-Verkauf ist – wie berichtet – vom Tisch, stattdessen wird die Verlagsgruppe in eine Stiftung eingebracht. "Für die Kirche ist es nach wie vor attraktiv, ein Unternehmen wie Weltbild zu besitzen", meint Börsenblatt-Redakteurin Christina Schulte.
Was sich schon seit einigen Monaten angedeutet hat, soll jetzt Realität werden: Weltbild wird in eine Stiftung eingebracht, das Unternehmen bleibt erhalten, eine Zerschlagung, wie es sie eventuell bei einem Verkauf gegeben hätte, ist vom Tisch. Der Schwebezustand der Augsburger kann für beendet erklärt werden. Jetzt soll Stabilität einkehren, wünschen sich Mitarbeiter und Geschäftsführung.

Die nun gefundene Lösung zeigt zweierlei. Der Verkauf eines so großen Medienunternehmens als Ganzes ist in Umbruchzeiten wie diesen nicht möglich. Die eine oder andere Finanzheuschrecke mag ihre Fühler vielleicht in Richtung einzelner Konzernteile ausgestreckt haben, zum Kauf des Gesamtpakets hätte sich bestimmt niemand aufraffen können. Vor allem die Buchhandlungen bilden nicht gerade das goldene Asset. Andererseits: Ein zerschlagener Weltbild-Konzern, dessen Einzelteile bisher so eng verzahnt sind und dadurch so manchen Erfolg erst möglich machen, würde nicht gleichermaßen funktionieren.

Der nun beschrittene Weg zeigt aber auch, dass es für die Kirche nach wie vor attraktiv ist, ein Unternehmen wie Weltbild ihr Eigentum zu nennen. Immerhin werden der Stiftung, deren Eigner sie sind, Gelder zufließen, die sie dann den definierten Zwecken zuführen können.

Jetzt gilt es, das Stiftungskonstrukt mit Bedacht auszuarbeiten. Damit einerseits das Anliegen der Bischöfe erfüllt wird – und etwa Sextitel, die den Anstoß zu einem möglichen Verkauf gegeben haben sollen, bestenfalls nicht mehr vorkommen. Und es gilt andererseits, Weltbild weiterhin wirtschaften zu lassen und Investitionen zu ermöglichen, um dem Unternehmen den Weg in die digitale Zukunft zu öffnen. Dass dies unter dem Dach einer Stiftung geschieht, muss kein schlechter Weg sein. Erfolgreiche Beispiele aus der Medienbranche wie Bertelsmann oder Cornelsen sind glänzende Vorbilder.

Lesen Sie dazu auch den Beitrag "Die Kirche und ihr Weltbild" im kommenden Börsenblatt, Heft 27, Seite 16/17.