Die Sonntagsfrage

"Facelifting für Buchhandlungen – worauf kommt es an?"

8. Juli 2012
Redaktion Börsenblatt
Licht, Regale und Raumordnung: Der Münchner Innenarchitekt Matthias Franz, der seit mehr als 20 Jahren das Innenleben von Buchhandlungen gestaltet, gibt Tipps für die Auffrischung einer Buchhandlung.
Meine Tipps können natürlich nur einige wenige Aspekte des Themas umreißen. Aber vielleicht können sie dem einen oder anderen Buchhändler den Einstieg erleichtern. Zunächst einmal: Renovierungszyklen betragen branchenübergreifend im Einzelhandel im Schnitt etwa sieben Jahre. Als Tendenz zeigen sich in jüngerer Zeit allerdings verstärkt noch kürzere Zyklen – durchschnittlich alle 5 Jahre. Im Buchhandel sind in der Regel noch etwas längere Zeiträume von acht bis zehn Jahren üblich. Da die Budgets weitgehend konstant geblieben sind, sind zunehmend kreative Lösungen gefragt.

Ein Weg ist das sogenannte "Facelifting", das Aufarbeiten und die Umgestaltung vorhandener Verkaufsräume. Wenn sich das Aufarbeiten "lohnen" soll, sollte die vorhandene Grundkonstruktion qualitativ hochwertig sein. Gut für ein Shop-Recycling eignen sich in der Regel Wandregale und Teile der "Mittenmöbel". Sonderzonen wie beispielsweise Kassen/Infopoints, Leselounges benötigen eher einen neuen Look. Die Kosten hängen natürlich unter anderem von Ladengröße und Vorlieben der Buchhändler ab – dementsprechend groß ist die Spannweite.

Für den Umbau bei laufendem Betrieb ist die Logistik der entscheidende Faktor und benötigt eine sehr gründliche Vorbereitung. Eine neue Lichtarchitektur schafft auf jeden Fall eine attraktivere Wareninszenierung und kann zudem zu einer erheblichen Einsparung der Energiekosten führen. Besonders spürbar ist dies oft im Eingangsbereich beziehungsweise bei der Schaufenstergestaltung. Gerade dort, wo Tageslicht einfällt, sollte besonders akzentuiert ausgeleuchtet werden, um den Übergang von Tages- zu Kunstlicht für die Kunden möglichst angenehm zu gestalten.

Ein entscheidender Wohlfühlfaktor für die Kunden ist außerdem eine gute Orientierung im Raum bei gleichzeitiger Hervorhebung von Sonderzonen – im Buchhandel können und sollten dies auch einfach besondere Themen und Thementische sein. Damit lädt man die Besucher zum Stöbern und Entdecken ein. Sinnvoll ist es auch, die Thementische regelmäßig neu anzuordnen und zu gestalten.

Gerade in kleineren und mittleren Städten ist der regionale Bezug sehr wichtig und lässt sich auch mit begrenztem Budget gut realisieren – beispielsweise durch ein angestrahltes Großbild. In jeder Stadt oder Gemeinde kann man ein Thema finden, das die Menschen anspricht. Und grundsätzlich lädt eine angenehme Atmosphäre (durch Licht, Farben und Materialien, Raumordnung) zum Verweilen ein – ein wesentlicher Aspekt für positives Kaufverhalten. Wichtig ist es für den Inhaber und die Mitarbeiter der Buchhandlung, die Verkaufsräume und das Angebot immer wieder mit den Augen ihrer Kunden zu betrachten…

Matthias Franz ist Inhaber und Geschäftsführer von "Matthias Franz Innenarchitekten GmbH" in Eching bei München.