Die katholischen Diözesen befinden sich als Eigentümer von Weltbild in keiner beneidenswerten Position: Wenn die Bischöfe nicht wollen, "dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen", wie Kardinal Meisner formulierte, müssten sie klar Stellung beziehen. Nun wollte letztlich keiner das Kind mit dem Bade ausschütten und den Konzern verkaufen, weshalb die Entscheidung für die Stiftungslösung fiel. Aber löst das die Schwierigkeiten beim Verkauf erotischer Literatur?
Die Nagelprobe kommt mit "Shades of Grey" schneller als gedacht. Die DBH-Titeldatenbank sortiert automatisch rechtsextreme und pornografische Bücher aus, ein manueller Filterprozess verfeinert. Nun mag man trefflich darüber diskutieren, ob der Sado-Maso-Roman, dessen erste Version laut "Welt" aus gebloggten Storys bestanden hat, als erotische Literatur oder, wie in den USA, als Mum-Porn einzustufen ist: Die Kritiker werden derlei Unterscheidungen kaum machen. Für Weltbild reduziert sich das Problem auf die moralische Ebene: Die Gewinne im Blick haben oder den Bestseller-Verkauf aus moralischen Gründen ablehnen?
Weltbild scheint beides zu wollen. Auf den Hugendubel- und Weltbild-Websites wird das Buch als problematisch eingestuft und mit warnenden Zitaten versehen – kaufen kann man es trotzdem. Bei dem zu DBH gehörenden Online-Portal buecher.de fehlen Warnungen, in Hugendubel-Läden wird es als "Unser Lesetipp" feilgeboten. Es gibt Stimmen, die hier von einer Doppelmoral sprechen, aber das ist unzutreffend: Weltbild hat sich bereits entschieden – für die Rolle des Händlers und gegen die des zensierenden Sittenwächters.
Bleibt die Frage, wie die Bischöfe die Sache sehen, wenn Kritiker und innerkirchliche Hardliner auf den Putz hauen. Das Dilemma bleibt. Sex sells, auch im Buchhandel. Aber mit Feigenblatt, sagen manche, seien die Bücher noch interessanter.