"Netzwerken war vor mehreren Jahren das Thema während eines Libri-Campus. Das hat mich auf die Idee gebracht, etwas Neues zu beginnen, das ich auch später nach der Rente noch eine ganze Zeit lang weiter tun kann – und zwar nicht mehr mit 60 Stunden pro Woche. Davon träumen zwar viele, aber ich hab mir gesagt: Ich mach's. Mitte des vergangenen Jahres habe ich meinen Kompagnon informiert, dass ich meine Tätigkeit als geschäftsführende Gesellschafterin zum Ende des Jahres beenden werde.
Sicher war es in den ersten Wochen ohne die Buchhandlung vielleicht noch etwas ungewohnt, aber ich bin nun 63 und jetzt ist eine neue Generation am Ruder. Und für mich ist es gut, dass der Druck des Tagesgeschäfts jetzt weg ist. Im Moment bin ich mächtig am Netzwerken, was ziemlich beflügelt.
Das Motto meiner Leseagentur heißt "Lesen ist Lebensqualität", und das gilt für Jugendliche, die vielleicht noch nie den Genuss des Lesens entdeckt haben, genauso wie für Senioren, die gerade auf Hörbücher umsteigen, weil die Augen nicht mehr so mitmachen. Aus meiner Arbeit mit Senioren weiß ich, wie wichtig vielen älteren Menschen die Literatur ist. Ich biete Schulklassen die „Etwas Andere Schulstunde“ an, in denen ich Bücher für die Freizeit vorstelle, es wird vorgelesen und die Schüler dürfen natürlich nach Herzenslust stöbern. Ganzttagsschulen kann ich unterstützen, um Leselust AG´s nachmittags anbieten zu können, ich biete Mithilfe bei Lesewettbewerben und Organisation bei Autorenlesungen, Ausflüge zur Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse usw. Mich können aber auch Lehrerkollegien buchen, um gezielt über Novitäten bei Ganzschriften informiert zu werden.
Meinen Leseclub für Jungs mache ich natürlich weiter. Gestern Nachmittag haben wir uns bei der „Alten Liebe“ zu einem Lesepicknick getroffen. Die Ältesten der 20 Jungs wurden verabschiedet – das Abitur ist geschafft, nun folgt die nächste Herausforderung und ich wünsche ihnen, dass sie weiterhin genügend Muße fürs Lesen haben werden.
Ich mache aber auch Aktionen für Erwachsene: Buchpräsentationen bei Festivals und Matineen, ein Bücherfrühstück im November, Lesereisen zu den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig, Vorlesestunden. Ich kann auch gezielt Reiseliteratur zusammenstellen oder eine literarische Wattwanderung durchführen – da gibt es so viele Ideen, und ich habe in den 32 Jahren als Buchhändlerin ja auch schon vieles ausprobiert. Mein Vorteil ist, dass mich viele erlebt haben und meiner Arbeit vertrauen. Ich habe Buchbesprechungen in NDR Info oder Deutschlandradio gemacht, war in verschiedenen Jurys, im Vorstand der Bibliotheksgesellschaft Cuxhaven usw. – man kennt mich.
Das erleichtert den Anfang der LeseAgentur zur Förderung von Lesekompetenz und Lesevergnügen, die ich „buchbar“ genannt habe – diese Arbeit biete ich auf Honorarbasis an. Ich habe schon Anfragen aus benachbarten Regionen, die wissen möchten, wie flexibel ich bin. Eltern möchten mich gern für Literaturvermittlung an den Schulen ihrer Kinder engagieren, das Kulturamt der Stadt hat mich bereits gebucht - ja, es entwickelt sich Schritt für Schritt. Ich bin da zuversichtlich."
