"Das ist aber mutig." Diesen Satz habe ich in den letzten Wochen und Monaten oft gehört. Zu oft, wie ich finde: Ich will ja nicht die Welt umsegeln, sondern übernehme eine Buchhandlung. Ob ich mutig bin, steht da aus meiner Sicht doch auf einem ganz anderen Blatt.
Wirtschaftlich gesehen ist der Kauf natürlich ein Risiko – aber wer kann schon hellsehen... Ich habe die Sache zusammen mit meinem Mann, der mit mir die Buchhandlung leiten wird und dafür sogar seinen Job aufgegeben hat, sehr genau durchgerechnet. Unser Fazit: Es müsste schon sehr viel schiefgehen, das wir uns mit dem Kauf verheben und den Kredit nicht zurückzahlen können.
Damit mich niemand falsch versteht: Die Probleme, die es im Buchhandel gibt, möchte ich nicht kleinreden – ich will sie aber auch nicht größer machen, als sie aus meiner Sicht sind. Der Buchladen Frank – ab 1. August nur noch Der Buchladen – trägt sich seit 29 Jahren. Und das, obwohl der Zuzug von Thalia vor vier Jahren (auf einer vergleichsweise üppigen Fläche von 500 Quadratmetern) Spuren hinterlassen hat und das Internet uns Konkurrenz macht. Aber, noch einmal: Die Buchhandlung trägt sich, und wir werden alles tun, damit das auch weiterhin der Fall ist.
Im Moment, so wenige Tage vor dem lang ersehnten Übernahme-Termin, stehen für mich ohnehin erst einmal ganz andere Themen im Vordergrund – und Freude. Ich kenne diese Buchhandlung wirklich schon sehr lange: seit 1988. Damals kam ich aus Kanada hierher nach Ibbenbüren, war 17 Jahre alt und konnte kaum ein Wort Deutsch. Ich ging also durch die Stadt und suchte eine Buchhandlung, die englischsprachige Bücher anbietet, und stieß dabei auf den Buchladen Frank: eine wunderschöne Buchhandlung in einem alten Fachwerkhaus, auf zwei Etagen, mit klarem Konzept und ausgewähltem Sortiment. Das hat mir sofort gefallen.
Zuerst war ich also lange Zeit Stammkundin, wurde 2010 schließlich Mitarbeiterin und trage ab nächste Woche die Verantwortung. Dass ich allergrößten Respekt vor dem habe, was Maria und Richard Frank in den 29 Jahren, in denen es die Buchhandlung gibt, erreichten, dürfte außer Frage stehen. Wir werden daran anknüpfen, und möchten das meiste auch bewahren. Was wir außer dem Namen sonst noch ändern, ist deshalb eher marginal: An einer Stelle des Ladens tauschen wir den Teppichboden aus, Theke und Webshop werden erneuert; das Angebot an englischsprachigen Büchern und – vor allem – an Kinder- und Jugendbüchern soll wachsen. Dabei werden wir es belassen.