Laut KidsVerbraucherAnalyse lesen 91 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen in Deutschland in Büchern. Viele nur sporadisch, aber ein wachsender Anteil auch häufig. Gleichzeitig steigt die Intensität der Computer- und Internetnutzung vor allem bei den über Zehnjährigen. Daraus den Schluss zu ziehen, dass diese Altersgruppe weniger liest, wäre allerdings unzulässig. Die jungen Leser können sich nicht nur für Bücher begeistern und in "Warrior-Cats"-, "Harry-Potter"- oder "Twilight"-Welten versinken – sie sind auch Meister der Zeitbudgetierung. Sie bringen in weniger Zeit mehr (Parallel-)Konsum von Musik, Internet und Buch unter – und verlagern gleichzeitig viele Aktivitäten ins Netz. Der Anreiz, Bücher zu lesen oder zu kaufen, wird durch das Internet aber nicht unterdrückt. Im Gegenteil: Es gibt darin genügend Inhalte und Communitys, die neue Lektüre-Anreize schaffen. Noch ist es wahrscheinlich zu früh, Genaues über die Wechselwirkungen zwischen Internetaktivität und Buchkonsum zu sagen.
Ähnliches gilt auch für die Konkurrenz zwischen E- und Print-Buch: Der Anteil digitaler Käufe steigt zwar – gleichzeitig wächst aber auch der Anteil der E-Book-Käufer, die auch Gedrucktes erwerben (so eine Studie der Book Industry Study Group). Das hat zum einen mit der Migration traditioneller Printleser in die digitale Buchwelt zu tun, aber auch mit der veränderten Leserpersönlichkeit, die die Wahl des Mediums von der Situation, vom Genre oder vom Augenstatus abhängig macht. Ob jung oder alt, die Leser werden künftig vagabundierende Nutzer sein, die Inhalte wahlweise in gedruckter Form, auf Tablets und E-Readern oder am Computer nutzen. Von einem Verschwinden des gedruckten Buchs zu sprechen, wäre also verfehlt. Die Konsumenten sprechen eine andere Sprache.