Haben Sie sich mal in die Verkaufshöhlen von Hollister gewagt? Im Schummerlicht ist schwer zu unterscheiden, ob die T-Shirts rot oder grün sind, dafür gibt es Videoleinwände, laute Musik, mit jahreszeitlich wechselnden Düften besprühte Luft und Models statt Verkäufer. Die Partystimmung spricht jedoch die Zielgruppe der 13- bis 20-Jährigen exakt an, und die Mädchen freuen sich, wenn Jungs mit durchtrainiertem, nacktem Oberkörper sie vor den Läden um die Wette anstrahlen.
Das ist detailliert durchgeplantes Event-Shopping, und es funktioniert, solange es neu ist. Auch wenn der Gedanke zunächst befremdend wirken mag: Ein bisschen was kann sich der Buchhandel von solchen Marketing-Konzepten abschauen. Die überzeugende Titelauswahl und kompetente Beratung gehört zur Pflicht, aber in der Kür muss das stationäre Sortiment durch besondere Aktionen auf sich aufmerksam machen. Denn mit realen Erlebnissen die Kunden zu überraschen ist seine Chance, gegenüber dem Online-Handel zu punkten. Ob kochende oder backende Autoren, Bastelprofis oder Gedächtniskünstler: Wer buchaffine Themenfelder mit Menschen zum Anfassen besetzt, macht neugierig. Und man muss nicht alles allein erfinden: Viele Ratgeber- und Sachbuchverlage stehen als Kooperationspartner mit entsprechenden Profis bereit.
Zugegeben, Aktionen machen Arbeit, und ein wenig Mut erfordert es auch, sich neuen Special-Interest-Themen zu öffnen. Aber die Buchhandlungen, die sich darauf einlassen, werden meist auch mit für sie neuen Zielgruppen belohnt: Tipps und Tricks für Gartenfreunde, Segler und Golfer in Lounge-Atmosphäre locken sogar Männer in den Laden.
Nicht nur Jungs mit Waschbrettbauch bringen also Kundschaft. Obwohl, in Verbindung mit Muskeltraining-Büchern – die Aufmerksamkeit wäre Ihnen gewiss. Man darf Ideen auch bei anderen klauen.
Lesen zum Thema "Erlebniskauf" auch den Beitrag "Abenteuer inklusive" im aktuellen Börsenblatt, Heft 33, Seite 20/21.
