Die Sonntagsfrage

Was passt zum Buch, Herr Räder?

26. August 2012
Redaktion Börsenblatt
Buchhandlungen profilieren sich als Geschenkehandlungen – und fischen sich aus dem Meer an verfügbaren Non-Books immer neue Dinge heraus: wenn sie ihnen buchaffin genug erscheinen. Eine gute Strategie? Oder sollten sie die Sache noch einmal überdenken? Antworten von Hartmut Räder, Geschäftsführer des seit Ende 2011 zu Bastei Lübbe gehörenden Geschenkespezialisten Räder Wohnzubehör.

Dass Buchhändler buchaffine Zusatzartikel in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit stellen, ist an sich richtig – nur sollten sie den Begriff "buchaffin" nicht so eindimensional definieren, wie ich und meine Außendienstmitarbeiter das zum Teil bis heute noch erleben.

Ob ein Non-Book zum Buch und zu einer Buchhandlung passt – und Umsatz bringt – , entscheidet sich nicht allein an der Produktkategorie. Natürlich passen Lesezeichen und Notizbücher auf den ersten Blick eher in eine Buchhandlung als vielleicht eine Vase oder ein Blumentopf. Aber das eben nur auf den ersten Blick. Ich bin mir da absolut sicher: Kunden schauen in einer Buchhandlung eher auf die Qualität der Dinge – als zu analysieren, inwiefern ein Non-Book das Buchangebot konkret widerspiegelt. "Buchaffin" übersetzen Käufer in erster Linie mit "wertig", nicht mit "buchnah".

Im Buchhandel wird derzeit viel experimentiert. Kinderspielzeuge kommen in die Läden, Tattoos, T-Shirts, Taschen. Sprich: alles mögliche.  Ich beobachte das recht intensiv und stelle dabei immer wieder fest, leider: Dass ich mit diesem »alles mögliche« so meine Probleme habe – weil zu viel Massenware darunter ist. Wie sollen da Synergien und Kaufimpulse entstehen? Kunden suchen in einer Buchhandlung das Besondere, Wertige, Qualitätvolle. Und kein Einerlei.

Buchhändler, die darauf hoffen, dass sie mit Importware billigster Art etwas bewegen können, werden zwangsläufig enttäuscht. Selbst so buchnahe Artikel wie Lesezeichen und Notizbücher liegen, wenn sie nicht nach der Maßgabe wertig ausgewählt wurden, wie Steine in den Regalen.

Anders gesagt: Wenn ich einen gepflegten Laden haben möchte, dann muss ich auch mein Zusatzsortiment pflegen – auf Niveau halten. Sonst reagieren Kunden eher irritiert als erfreut. Ich kann nur dazu ermuntern (und möchte das mit meinem Team gern auch unterstützen): Non-Books nicht als Nebenbei zu behandeln, sondern als strategische Größe.