Kommentar

Standardisierung: Regeln für einen dynamischen Markt

23. August 2012
Redaktion Börsenblatt
"Übersicht, Transparenz und Planungssicherheit sind gefragt – gerade in einem jungen Markt, in dem viel investiert werden muss", kommentiert Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen die Einführung eines gemeinsamen Standards für die Meldung von E-Book-Verkäufen.

Solange E-Book-Umsätze noch "überschaubar" waren, konnte die Branche mit einem Augenzwinkern über den Wildwuchs bei den Meldeformaten hinwegsehen. Jetzt, bei steigenden Verkäufen auf zahlreichen großen und kleineren Plattformen kommt man mit dieser Nonchalance nicht mehr weiter. Es wird immer schwieriger für Verlage, sich einen zeit­nahen Überblick der verkauften E-Books zu verschaffen. Jeder Absatz- und Umsatzreport wächst sich da zu einer lästigen, zeitraubenden (Erbsen-)Zählerei aus, die unnötig Kräfte bindet. Dabei sind Übersicht, Transparenz und Planungssicherheit gefragt – gerade in einem jungen Markt, in dem viel investiert werden muss.

Es ist daher sehr zu begrüßen, dass sich die Branche – vertreten durch elf Unternehmen aus der E-Book-Distribution – in kurzer Zeit auf einen gemeinsamen Standard für die Meldung von E-Book-Verkäufen geeinigt hat. Das gewählte Format (Sales Report EDItX-XML) wurde von der europäischen Standardisierungsorganisation EDItEUR entwickelt, in deren Vorstand die MVB (mit libreka!) vertreten ist. Die Börsenvereinstochter bleibt damit ihrem Anspruch treu, die Standardisierung bei Buchdistribution, Datenaustausch und weiteren Prozessen voranzutreiben.

Das Beispiel lehrt, dass es möglich ist, in einem jungen, dynamischen Markt gemeinsame Regeln zu verabreden, die den Datenfluss vereinfachen und beschleunigen können. Auch im Bereich der E-Book-Formate und der Metadaten, die in vielen Fällen individuell an Shop-Anforderungen angepasst werden müssen, wäre eine gewisse Vereinheitlichung wünschenswert. Dass internationale Player sich nicht immer an solchen Initiativen beteiligen, mag bedauerlich sein, muss aber niemanden entmutigen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, beweisen die E-Book-Akteure, dass sie die Funktionsfähigkeit des Markts für wichtiger halten als eine Alleinstellung, die meist hegemoniale Züge verrät.