"Unser Konzept für die Documenta ist zu hundert Prozent aufgegangen. Die Buchhandlung läuft hervorragend - das Geschäft zur Documenta ist damit die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Gleich zum Start kam das internationale Publikum, das richtig viel Geld ausgegeben hat. In der zweiten Phase folgten die Besucher, die sich ganz speziell für ausgewählte Kunstwerke interessiert haben. Sie haben Titel bisher weniger bekannter Künstler nach vorne gebracht, wie beispielsweise Roman Ondák und Etel Adnan. Hier sind einige Bücher vertreten, die wir selbst verlegt haben. Dann kam die allgemeine Reisezeit und viele Leute haben ein Wochenende oder ein paar Tage Urlaub für einen Besuch der Ausstellung genutzt. Jetzt gibt es eine Art Torschlusspanik: Am vergangenen Sonntag war ein Riesenandrang, die Schlange vor dem Fridericianum war wohl so lang wie nie. Gut funktioniert hat die Bibliothek mit der Titelauswahl der Documenta-Leiterin, Bestseller sind allerdings nicht daraus geworden. Bei den hochpreisigen Künstlerbüchern gab es ebenfalls Nachfrage. Die Sammler kontrollieren direkt in ihrem iPhone-Archiv ihren Sammlungsbestand und kaufen ein. Womit wir nicht gerechnet hatten, war die große Nachfrage nach Regionalia. Da haben wir auf die Buchhandlungen vor Ort weiterverwiesen.“
"Wir verzeichnen ein deutliches Umsatzplus. Einheimische genauso wie Touristen haben uns in diesem Sommer im Zusammenhang mit der Documenta Mehreinnahmen von rund zehn Prozent beschert, das ist mehr als wir erwartet haben und eine echte Überraschung. Neben den Katalogen und Zeitschriften gehen auch Reiseführer und Titel rund um die Documenta gut. Beispielsweise ist das Buch 'Kassel. Ist das Kunst - oder kann das weg? Documenta-Geschichten, Märchen und Mythen' von Christian Saehrendt bei uns ein richtiger Bestseller geworden."
"Wir sind findige Unternehmer: Da wir mit unserer Buchhandlung weder in der Innenstadt noch in der Nähe eines Kunstwerks sind, bringen wir die Bücher dorthin, wo die Kunden sind. Jeden Abend findet man unseren Bücherbus im Biergarten des Eventzentrums Elwe. Das ehemalige Gefängnis war anfangs ein Geheimtipp, jetzt besuchen viele Menschen die Veranstaltungen, die parallel zum Documenta-Programm stattfinden. Unseren vielfotografierten Sprinter haben wir speziell für solche Außeneinsätze angeschafft. Er ist mit einem Warenwirtschaftssystem ausgestattet, man kann darin schmökern und Kaffee trinken. Auf fünf Quadratmetern bieten wir zurzeit alles rund um die Documenta bis hin zu Regionalia und Grimm-Büchern an, was auch bei den Gästen aus dem Ausland sehr gut ankommt."
Buchhandlung Sankt Elisabeth, Monika Frewer:
"Da wir nicht auf dem Laufweg der auswärtigen Besucher liegen, haben wir uns auf unser Kasseler Publikum konzentriert: Ich habe alle Stammkunden angerufen und sie darüber informiert, dass sie bei uns - wir sind eine katholische Buchhandlung - das Material zur Documenta bekommen. So haben wir das Begleitbuch zur Ausstellung und Zeitschriften wie das Merian Kassel und das Art spezial sehr gut verkauft. Gerade das Merian-Heft, über das die Kasseler übrigens sehr glücklich sind, weil ihre Stadt endlich einmal positiv dargestellt wird, hat viele Kunden inspiriert, gleich mehrere als Geschenk mitzunehmen. Für die anderen Zeitschriften sind wir extra für die 100 Documenta-Tage Kunde beim Presse-Grosso geworden."
Comic-Galerie, Michael Codina Koch:
"Die Documenta macht sich bei uns auf jeden Fall bemerkbar: Es ist mehr los, darunter wesentlich mehr internationale Kunden, und der Umsatz steigt spürbar an. Einerseits verbinden einige Leute den Ausstellungsbesuch gezielt mit einem Gang zu uns, andererseits sind wir in der Innenstadt gelegen, so dass viele zufällig auf uns stoßen. Dabei sorgen wir mit einer auffälligen Schaufensterdekoration auch für einen richtigen Hingucker: Eine riesige Leinwand, die ich auf dem Comic Salon in Erlangen von vielen verschiedenen Comic-Künstlern in Hinblick auf die Documenta habe gestalten lassen. Die steht hier im Rampenlicht und lockt Passanten an."
"Die Documenta hat uns ein schönes Zubrot beschert, auch wenn wir nicht an der Laufstrecke des internationalen Publikums liegen. Es macht sich aber bemerkbar, dass sich die Kasseler mit Lektüre zur Ausstellung eindecken. Dazu trägt bei, dass wir während der Documenta verstärkt unsere Kompetenz im Kunstbuch in den Vordergrund rücken: Wir haben die Abteilung um mindestens das Doppelte aufgestockt, gleichzeitig haben wir Fenster dekoriert. Letzteres auch im Zusammenhang mit der Kunstmeile, zu der unsere Straße parallel zur Documenta geworden ist: Kasseler Künstlerinnen und Künstler haben die Gelegenheit, sich an vielen Stellen zu präsentieren, unter anderem in unserem Schaufenster."