Frankfurter Buchmesse

"Branche mit erheblicher Umweltrelevanz"

10. Oktober 2012
von Börsenblatt
In Frankfurt schließt sich der Kreis: Vor einem Jahr ging auf der Buchmesse das Projekt "Nachhaltiges Publizieren – neue Umweltstandards für die Verlagsbranche" an den Start - heute wurden die Ergebnisse präsentiert und diskutiert. Ein Fazit: Das Fundament ist gelegt, aber es gibt noch Themen, die dringend ausgeleuchtet werden müssten.

Das vom Bundesumweltministerium geförderte und auf ein Jahr angelegte Projekt hat sich zunächst auf die Felder Papier und Druckprozesse konzentriert – aus gutem Grund. 40 Prozent des industriell genutzten Holzes weltweit werden zu Papier verarbeitet - und pro Jahr kommen in der EU rund eine Million Tonnen Druckfarben zum Einsatz: Zwei Zahlen, mit denen Almut Reichart vom Umweltbundesamt auf einem Workshop am Mittwoch deutlich machte, dass die Printbranche "erhebliche Umweltrelevanz" hat. Und zwar in doppelter Hinsicht, wie Ulf D. Jaeckel vom Bundesumweltministerium ergänzte: "Druckwerke können nachhaltige Ideen vorleben - und nicht zuletzt auch inhaltlich transportieren".

Rund 30 Teilnehmer aus Druckereien, Verbänden und Verlagen waren beim Workshop dabei, um die entwickelten "Anforderungen zur Nachhaltigkeit" zu diskutieren. Die wissenschaftlichen Partner stellten die Ergebnisse vor – das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung und das ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg.

Acht Kriterien für nachhaltiges Papier haben sie gemeinsam mit der Fachwelt entwickelt und anhand vorhandener Umweltstandards gespiegelt, sprich: Untersucht wurde, welches Umweltzeichen den Anforderungen an "Green Publishing" am Nächsten kommt. Ein Ergebnis für Papier: Der "Blaue Engel" erfüllt bereits eine Vielzahl von Kriterien, sollte aber in einigen Punkten, etwa beim Einsatz gentechnisch veränderten Materials, nachgebessert werden.

Beim Druckprozess empfiehlt das Projektteam das "Nordic Ecolabel" und das "Österreichische Umweltzeichen RL 24" - sie würden derzeit die größte Übereinstimmung mit den Anforderungen an einen nachhaltigen Druckprozess aufweisen. Bei der nächsten fälligen Revision könnten beide um die anspruchsvolleren Papier-Anforderungen aus dem Blauen Engel und dem FSC-Zertifikat ergänzt werden.

Umgekehrt sei denkbar, nachhaltige Druckerzeugnisse künftig mit einem "Blauen Engel" zu kennzeichnen, der um die Anforderungen an Druckerzeugnishersteller etwa aus dem "Nordic Ecolabel" oder dem "Österreichischen Umweltzeichen" erweitert werde.

Grundsätzlich mehr Transparenz bei den Inhaltsstoffen von Druckfarben, die mit dem Zusatz "Öko" verkauft werden: Das war eine Forderung, die aus der Workshop-Runde kam. Außerdem auf der Wunschliste der Teilnehmer: Eine weiterführende Analyse zum Digitaldruck, der angesichts des begrenzten Projektzeitraums ausgeklammert werden musste.

Auf der Buchmesse ist in Halle 4.0 eine Sonderschau zum Thema "Green Publishing" zu sehen, Veranstaltungen im benachbarten "Forum Verlagsherstellung" begleiten das Projekt, das der oekom Verlag angestoßen hat. Ausführliche Informationen unter www.nachhaltig-publizieren.de – und im boersenblatt.net-Interview mit Anke Oxenfarth (oekom verlag) und Achim Schorb (ifeu-Institut).