Börsenblatt-Talk zu Buy local

"Fremdkaufen macht etwas kaputt"

11. Oktober 2012
Redaktion Börsenblatt
"Ich möchte, dass Buy local auf breiten Füßen steht": Irmgard Clausen von der Buchhandlung Riemann in Coburg ist eines der ersten Mitglieder der Buy-local-Initiative, die auf Bestreben des Ravensburger Buchhändlers Michael Riethmüller ins Leben gerufen wurde. Gemeinsam mit Riethmüller und Thomas Roeb, Professor für Handelsbetriebslehre an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, saß Clausen heute Mittag auf dem Podium beim Börsenblatt-Talk.

42 Buchhändler sind dem Buy-local-Verein bislang beigetreten, am 15. Oktober soll die Marketing-Kamapgne starten, auch andere Einzelhändler können sich an Buy local beteiligen. Handelsexperte Roeb merkte an, "dass sehr viel Geld nötig sei, um eine Marke wie Buy local bekannt zu machen". Riethmüller sagte in Richtung der Verlage, dass man sich über Unterstützung sehr freue. Einige Verlage hätten sich bereits finanziell beteiligt.

Clausen vertrat die Ansicht, dass es zunächst einmal keiner Kampagne bedürfe, sondern einer "Bewegung, aus der sich lokale Aktivitäten entwickeln, die der Beginn einer großen Geschichte sein können". Man müsse den Kunden vermitteln, dass sie, wenn sie "fremdkaufen", in der Stadt etwas kaputt machen."Die Menschen wissen nicht, was mit ihrem Geld passiert. Wenn der Einzelhandel als Showroom missbraucht wird, hat das fatale Auswirkungen", so Clausen.

Für Roeb ist es beim weiteren Vorgehen wichtig, "dass sich die inhabergeführten Einzelhändler von den Filialisten vor Ort abgrenzen". Denn auch für einen Kauf bei Filialisten gelte ja der Slogan Buy local, schließlich seien aus diese vor Ort. Zugleich gab er zu bedenken, "dass die Buchbranche nicht die einzige ist, die auf dieser Welle reitet". Die Konsumenten würden derzeit mit "Gutmenschensiegeln geradezu überschüttet, vom blauen Engel bis zum orangefarbenen Eichhörnchen, dem Symbol von Buy local.

Riethmüller verzeichnet bereits Anfragen aus anderen Branchen, noch bevor es überhaupt losgegangen ist - und zeigt sich optimistisch. In Amerika hätten ähnliche Initiativen zu großen Erfolgen geführt. Roeb hielt dagegen: Händler unter einen Hut zu bekommen, die allesamt "kleine Könige" seien, werde sicherlich eine Herausforderung. Eine Herausforderung, die die Buchhändler gerne annehmen.