Es gibt Sätze, die muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Zwei davon kommen vom Schweizer Filialisten Ex Libris und seinem Mutterhaus, dem Migros-Konzern. Die größte Buchhandelskette in der Schweiz überprüft derzeit ihr Filialnetz (rund 110 Läden). 20 Geschäftsaufgaben bis zum Frühjahr 2014 sind angekündigt. "In diesem Jahr kam es bereits zu sechs Schließungen", heißt es in einer offiziellen Mitteilung. Es kam zu Schließungen? Ist hier statt Unternehmenspolitik am Ende höhere Gewalt im Spiel?
Der zweite Satz stammt von Ernst Dieter Berninghaus, in der Migros-Generaldirektion für die Handelsketten verantwortlich: "Ex Libris hat Probleme im extrem harten Marktumfeld, da gibt es nichts schönzureden", sagte er der Schweizer "SonntagsZeitung". Extrem hartes Marktumfeld – da war doch was?
Richtig. Ex Libris gehörte zu den vehementen Gegnern des geplanten Preisbindungsgesetzes in der Schweiz. Dass der preisaggressive Player, der mit 30-Prozent-Rabatten lockt, stationär jetzt selbst unter Druck gerät und so ein Stück weit Opfer seiner eigenen Firmenpolitik wird, dürfte manchen Schweizer Kollegen mit einer gewissen Genugtuung erfüllen. Aber auch alarmieren. Denn Ex Libris (Umsatzrückgang 2011: minus 11,9 Prozent) meldet zugleich eine Verlagerung des Geschäfts ins Internet. Jeden dritten Franken verdient der Filialist heute online. Aus gutem Grund: In der Schweiz reicht ein Klick zum Preisvergleich – und schon ist das Buch beim günstigsten Anbieter bestellt. Der muss nicht zwingend Ex Libris heißen. Amazon mischt von Deutschland aus mit, plus Mehrwertsteuer-Vorteil für den Kunden.
Klar, auch in Deutschland durchforsten die großen Filialisten ihr stationäres Netz. Und auch hier wandern Buchumsätze ins Internet ab. Doch ein starker Motor fehlt: der heiße Preis. Dass er die Konkurrenz zwischen Akteuren und Kanälen enorm befeuert, bekommt Ex Libris gerade zu spüren.