"Wenn man nur wüsste, wie die Bestseller gemacht werden ... Verleger Klaus Humann etwa, den man mit den Megasellern Harry Potter und der "Bis(s)"-Reihe schon im Besitz der Zauberformel wähnte, antwortete lächelnd, Literatur sei gerade deshalb so aufregend, weil sie unberechenbar sei. Mit Blick auf die Weihnachtsbestseller scheint er wieder einmal recht zu haben: Da schob sich ein Titel nach vorne, mit dem kaum einer gerechnet hatte, weil er bereits im vergangenen Weihnachtsgeschäft der Überraschungserfolg war: Jonassons "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand".
Warum dieser Roman? Gab es keine besseren in 2012? Drei Erklärungen: Die Mundpropaganda unter den Kunden, Buchhändler, die den Schelmenroman mögen und empfehlen, und: Der Titel macht einfach neugierig. Dem Novitätenwahn zum Trotz feiert die Backlist hier ihren Erfolg - was Marketingstrategen zum Leidwesen mancher Vertriebler gern übersehen.
Schaut man in die Frühjahrsvorschauen, wird mit Riesenaufwand auf vier bis sechs Seiten für Spitzentitel geworben, während andere Bücher ein Schattendasein fristen. Eine Erfolgsgarantie ist weder der Marketingzinnober noch die gebetsmühlenartige Versicherung, der Titel sei auf der New-York-Times-Bestsellerliste gewesen - viele der gehypten Titel finden sich ein Jahr später schon auf der MA-Resterampe: Aus der Traum. Andere Bücher wie John Greens "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" mausern sich durch überzeugende Inhalte zum Liebling von Sortimentern, Kritikern, Lesern und erreichen Schritt für Schritt die Millionenmarke.
Sortimenter sind gut beraten, eigene Bestseller zu kreieren: Titel, hinter denen sie begeistert stehen, können sie umso überzeugender verkaufen. Auch das haben eigene Weihnachtsflyer der Buchhandlungen gezeigt. Sortiment kommt von Sortieren. Und gute Sortimenter lassen ihre Kunden am Entdecken teilhaben."