Vom Umgang mit dem Nachwuchs

Gemeinsam besser

23. Juli 2015
Redaktion Börsenblatt
Mehr Kooperation zwischen Studierenden und der Branche wünscht sich HTWK-Professor Randolf Dieckmann. Und mehr Wertschätzung für die Nachwuchs-Ideen.
Die technischen und ökonomischen Veränderungen in der Buchbranche sind hinlänglich bekannt und brauchen im Grunde nicht mehr aufgezählt werden. Teilweise wird behauptet, dass keine andere Branche von den technologischen Veränderungen sowie dem sich ändernden Mediennutzungs- und Einkaufsverhalten so betroffen ist wie die Buch- und Pressebranche. Insbesondere außerhalb der Branche findet dabei zeitweise ein Abgesang auf Verlage und Buchhandlungen statt, der einem das Fürchten lehren kann, wird doch die zukünftige Existenzberechtigung dieser Wertschöpfungsstufen vielerorts in Zweifel gezogen.

Dabei ergeben sich aus den sich ändernden Prozessen in Verlagen und Buchhandlungen und dem sich ändernden Verhalten der Leser gerade in dieser Zeit vielfältige Möglichkeiten für junge Menschen und Nachwuchskräfte ihre Ideen und Potentiale in die Branche einzubringen. Die branchenbezogenen Bildungseinrichtungen integrieren die Anforderungen, die neue Prozesse in Herstellung und Vertrieb verlangen, in ihre Bildungspläne. In den Hochschulen mit buchwirtschaftlichen und –wissenschaftlichen Studiengängen wurde die Umstellung der Studienordnungen von Magister- bzw. Diplomabschlüsse auf das Bachelor- und Mastersystem genutzt, neue Lehrinhalte zu konzipieren und damit die Absolventen auf die Herausforderungen der technischen und ökonomischen Veränderungen vorzubereiten.

Die Absolventen dieser Hochschulstudiengänge werden in Verlagen und Buchhandel gerne aufgenommen und die Ausbildung, insbesondere der praktisch orientierten Studiengänge, von den Unternehmen geschätzt, so zumindest die Rückmeldung aus den Betrieben.

Käme eine Buchfee zu mir und sagte „Du hast drei Wünsche frei“, würde ich ihr antworten:

Erstens wünsche ich mir, dass der Nachwuchs entsprechend der Wertschätzung der branchenbezogenen Wertschöpfung so bezahlt wird, dass das Interesse an der Arbeit mit Büchern bei zukünftigen Generationen nicht verloren geht.

Zweitens sollten den Ideen der jungen Nachwuchskräfte mehr Beachtung geschenkt werden. An den Hochschulen werden eine Reihe hervorragender Abschlussarbeiten zu hochaktuellen Themen geschrieben, die leider nur allzu oft im Archiv verschwinden, ohne weitere Beachtung zu finden. Außerdem freuen sich die Studierenden, wenn sie Themen bearbeiten können, die in Zusammenarbeit mit Unternehmen geschrieben werden.

Der dritte Wunsch wäre eine Professionalisierung im Denken und Handeln in der Branche in dem Sinne, dass Erkenntnisse aus dem Wissenschaftsbetrieb in Bezug auf technologische Entwicklungen und ökonomische Zusammenhänge Einzug in strategische Überlegungen und operative Maßnahmen halten.

Eine stärkere Zusammenarbeit der Branchenunternehmen und der branchenbezogenen Ausbildungsstätten wäre dabei ein Gewinn für alle Beteiligten.