Konferenz Academic Publishing in Europe

Den Prozess des Verlegens neu denken

29. Januar 2013
Redaktion Börsenblatt
Vor zehn Jahren war "Open Access" noch ein Schlagwort, heute ist es – zumindest in der Welt der Wissenschaftsorganisationen – zu einem Synonym für die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen geworden. Daran ließen die drei Eröffnungsvorträge der 8. Konferenz Academic Publishing in Europe zum Thema "The Funding of Publishing" keinen Zweifel.

Schon die erste Key Note von Karl Ulrich Mayer, Präsident der Leibniz Gemeinschaft, machte deutlich, wohin die Reise geht: Das gegenwärtige System des akademischen Publizierens biete einen "suboptimalen" Zugang zu den Forschungsergebnissen. Wissenschaftliche Arbeit müsse künftig so finanziert werden, dass auch die Kosten für die Publikation mitabgedeckt seien. Das Ziel sei die "Golden Road" des Open Access, die den sofortigen Zugang zu allen wissenschaftlichen Publikationen ermögliche. "Die Vision des Open Access is allgemein akzeptiert", so Mayer. Die Debatte darüber – auch mit den Verlagen – sei vorüber. Allenfalls für eine Übergangszeit, so Mayer, werde es das "grüne" Modell des Open Access noch geben. Dabei werden Forschungsartikel von Verlagen publiziert, aber nach sechs oder zwölf Monaten auf die Server der Wissenschaftseinrichtungen eingestellt – zur freien Nutzung.

Wenig Zweifel am Ende des traditionellen Subskriptionsmodells der Verlag ließ auch die englische Soziologin Dame Janet Finch, die im Auftrag der britischen Regierung zusammen mit einer Arbeitsgruppe den sogenannten Finch Report ("Accessibility, sustainability, excellence: how to expand access to research publications") erstellt hat. Er enthält die inzwischen auch von der britischen Regierung übernommene Empfehlung, Open Access zum Standard im akademischen Publizieren zu machen. Dies geschehe nicht nur vor dem Hintergrund der digitalen Revolution, und werde nicht in erster Linie durch überteuerte Abonnements und angespannte Bibliotheksetats verursacht, sondern entspreche einer politischen Haltung, die freien Zugang zu Forschungsergebnissen als gesellschaftliche Aufgabe und zugleich als Treiber für wirtschaftliches Wachstum sieht.

Auch Finch sieht die Verlage in einer Übergangsrolle: Für eine gewisse Zeit würden sie noch, vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften, eine Rolle als "Publisher" spielen – die Zukunft sehe aber öffentlich finanzierte Publikationsmodelle vor. Finchs Kollege Adam Tickell (Universität Birmingham) weitete den Blick auf Europa und die USA: Dort werde auf der politischen Ebene der Weg in Richtung "Open Access" vorbereitet. Welche Rolle Verlage, die wie Springer SBM selbst Open Access-Publikationen anbieten, dabei noch spielen sollen, erscheint Tickell "ungewiss". Sicher ist jedoch, so Tickell, dass "der Prozess des Verlegens neu gedacht werden muss".