leselieber in Berlin-Friedrichshagen

Wohlthat-Style mit neuen Akzenten

7. Februar 2013
Redaktion Börsenblatt
Der Buchhändler Christoph Berger (44) eröffnet im April in der Wohlthat-Filiale in Berlin-Friedrichshagen die Buchhandlung leselieber. Im Gespräch mit boersenblatt.net erklärt er sein Konzept - und den Standort.

Berlin-Friedrichshagen, Außenbezirk am Müggelsee, fast schon ländlich. Mit den coolen neuen Berliner Kietz-Buchhandlungen wie Ocelot, Godolt oder Uslar & Rai hat leselieber wahrscheinlich nicht viel gemeinsam. Stimmt, Friedrichshagen ist etwas ganz Eigenes. Der Ort selber hat 18.000 Einwohner, dazu kommen viele Ausflügler. leselieber zieht in die Räume der Wohlthat'schen in die Bölschestraße, eine Einkaufsstraße mit vielen unabhängigen Geschäften. Buchhandel wird dort seit Jahrzehnten betrieben, zu DDR-Zeiten war in der vorderen Bölschestraße eine Volksbuchhandlung untergebracht. Das ist also ein ganz klassischer Buchhandelsstandort.

Wie ist die Kundenstruktur?
Eher konservativ. Und etwas älter. Mein Konzept zielt auf die Generation 40plus ab. In der Gegend leben viele Künstler und Lebenskünstler der mittleren Generation.

Werden Sie den Wohlthat-Style beibehalten?
MA und Sonderangebote soll es auch bei leselieber geben. Dieses Angebot ist an diesem Standort beliebt und eingeführt – daran knüpfen sich auch meine Umsatzerwartungen.

Wie sieht das inhaltliche Konzept von leselieber aus? Literatur und Lebenskunst, das sind die Stichwörter. Der Fokus liegt auf Belletristik, dazu kommen populäre Philosophiebücher, Natur und Garten, inklusive Kochen. Immer dabei: das Kinderbuch. Lieberlesen soll nicht den Eindruck eines Billigheimers hinterlassen, sondern eher exklusiv anmuten, auch im MA-Bereich. Das Motto: Bei leselieber finden Sie, was es anderswo nicht gibt.

Und es wird ein Lyrik-Regal geben. Jedenfalls haben Sie Marcel Reich-Ranicki in der Sonntagszeitung der „FAZ" um Tipps dafür gebeten.
Ja, das ist geplant. Wir wollen eine Aktion für die Schulen erfinden und Schüler ihr Lyrik-Regal selbst zusammenstellen lassen. Goethe. Die Antwort von MRR war ja nicht sehr zielführend.

Übernehmen Sie die Wohlthat-Regale? Die Buchhandlung soll sich schrittweise verändern. Bunte, flexible Buchstaben-Möbel - das wäre eine erste Idee.

Sie sind auf Twitter aktiv, haben einen Buchhandelsblog, ein Xing-Profil. Wollen Sie im Internet auch Bücher verkaufen?
Die Website von leselieber habe ich vorerst als Rezensionsportal und Blog konzipiert. Wenn man Aufwand und Ertrag gegenrechnet, bringt der Online-Handel für kleinere Buchhandlungen oft nicht viel. Was die Barsortimente in dieser Sache anbieten, überzeugt auch nicht gerade. Das ist alles 08/15 – dafür brauche ich keinen eigenen Shop.

Und E-Books? Sehe ich auch nicht als Geschäftsmodell. Man muss Hardware-Kompetenz haben, wenn man offensiv ins E-Book-Geschäft einsteigen will. Das können wir in einem so kleinen Laden, wo manchmal nur einer hinter der Theke steht, gar nicht leisten.

Der Buchhandel steckt in der Krise, viele Buchhandlungen schließen. Sie eröffnen. Woher nehmen Sie den Mut?
Kleinere Buchhandlungen sind im Kommen, das ist meine Überzeugung. In Berlin gibt es quasi außer Dussmann keine Großfläche mehr. Und Dussmann hat ein Einzugsgebiet, das erreicht alle Außenbezirke. In den Randgebieten selbst kann man alternative Konzepte realisieren. Man sucht das Gespräch mit den Kunden und gestaltet dementsprechend das Sortiment. Das ist jedenfalls meine Idee.

Wann muss der Laden laufen? Eigentlich ist das erste Weihnachtsgeschäft schon die Stunde der Wahrheit.

 

Buchhandlung leselieber:

Inhaber: Christoph Berger (der Buchhhändler war nach langen Jahren in der Bahnhofsbuchhandlung Ludwig und einem Gastspiel bei Berlin Story in der Buchhandlung Lehmanns im Hardenberg Haus tätig, die im August schließt)

Adresse: Bölschestraße 7912587 Berlin-Friedrichshagen
Mail: christoph.berger@leselieber.de

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