Ausbildung in der Buchbranche

"Es ist schwerer geworden, geeignete Bewerber zu finden"

20. Februar 2013
Redaktion Börsenblatt
Bei den Medienkaufleuten Digital und Print ist die Zahl der Ausbildungsverhältnisse mit 872 stabil, bei den angehenden Buchhändlern ist sie im vergangenen Jahr um ein Drittel auf 443 zurückgegangen. Im Interview spricht Börsenverein-Bildungsdirektorin Monika Kolb-Klausch über Hintergründe und die demografische Entwicklung.

Haben sich die Ausbildungszahlen in anderen Einzelhandelsberufen ähnlich entwickelt, oder ist der Buchhandel da eine Ausnahmeerscheinung?
Keineswegs – es sind überall Rückgänge zu verzeichnen. In den Einzelhandelsberufen in Deutschland hat sich 2012 die Zahl der Ausbildungsplätze laut Bundesinstitut für Berufsbildung um 6,5 Prozent verringert, in der gesamten Wirtschaft um 3,2 Prozent.

Worin sehen Sie die Gründe für den Rückgang der Ausbildungsverhältnisse im Sortiment?
Zunächst einmal muss man die allgemeine demografische Entwicklung sehen: Auch außerhalb der Buchbranche suchen Betriebe inzwischen händeringend Auszubildende und rekrutieren sogar schon im Ausland. In vielen Gesprächen haben mir Buchhändler von ihren zunehmenden Schwierigkeiten berichtet, geeignete Bewerber für ihren Ausbildungsplatz zu finden. Es bewerben sich weniger Schüler, und die Qualität der schulischen Ausbildung entspricht oft nicht den Anforderungen der Buchhändler.

Das heißt, Buchhändler würden mehr ausbilden, wenn sie die geeigneten Azubis finden würden?
Viele Sortimenter sagen mir: Wir setzen jetzt erst einmal Jahr aus und schauen, ob wir nächstes Jahr geeignetere Bewerber finden – jemanden zu nehmen, der den Beruf des Buchhändlers nur halbherzig ergreifen will oder weil er nichts anderes gefunden hat, das lohnt dann nicht. Die grundsätzliche Ausbildungsbereitschaft der Buchhändler ist aber da, wird mir immer wieder signalisiert, das ist sehr positiv.

Wenn es durch Sortimentsschließungen im vergangenen Jahr auch letztlich weniger Buchhandlungen gibt – ist es da nicht folgerichtig, wenn auch weniger Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen?
Das kommt natürlich dazu. Die Buchbranche ist in einer großen Veränderung begriffen, und mancher Bewerber ist sich nicht sicher, wohin die Reise im stationären Sortiment geht, auch weil die Medien oft das Bild eines allgemeinen Buchhandelssterbens transportieren und nicht die vielen positiven Beispiele sehr engagierter Buchhandlungen zeigen. Das verunsichert die jungen Bewerber. Wir müssen stärker nach außen vermitteln, wie attraktiv und kreativ der Beruf des Buchhändlers ist. Ich setze ganz stark darauf, dass uns das mithilfe der Buchmarketing-Kampagne ein Stück weit gelingt.

Wie weit trägt denn das Gehalt zur Attraktivität des Berufs bei – und damit zur Entscheidung, eine entsprechende Ausbildung zu beginnen?
In vielen Handelsberufen, aber auch in anderen Berufen werden ähnliche Gehälter gezahlt: Das Gehalt ist nicht immer die alleinige Motivation, einen Beruf zu erlernen und auszuüben. Das kann inzwischen in vielen Personalstudien nachgelesen werden. In den zahlreichen Gesprächen, die ich führe, wird mir das oftmals bestätigt. Junge Leute schauen zunächst einmal gar nicht auf das Gehalt - erst einmal kommt es ihnen darauf an, ein Arbeitsfeld zu finden, das ihren Neigungen entspricht und in dem sie eigenverantwortlich zeigen können, was in ihnen steckt. Dann schauen die meisten, wie das Erlernte in ihre persönliche und berufliche Lebensplanung passt, um dann zu entscheiden, wie sie sich weiterentwickeln wollen. Buchhändler ist ja ein sehr kommunikativer und kreativer Beruf, das schätzen viele, aber es muss uns besser gelingen, dem Nachwuchs dies zu vermitteln. Deswegen engagieren wir uns ja zum Beispiel auf der Leipziger Buchmesse mit dem Karrieretag, wo Schüler und Studenten immer wieder staunen und sagen: Wie, so viele unterschiedliche Arbeitsfelder gibt es in Buchhandlungen und im Verlag?

Im Verlagsbereich sind die Ausbildungszahlen bei den Medienkaufleuten Digital und Print ja weiter stabil – sehen die Auszubildenden hier attraktivere Arbeitsfelder?
Die Stabilität ist um so positiver, weil die Lage in der Zeitungs- und Verlagsbranche ja durchaus angespannt ist, wenn man an aktuelle Beispiele wie die „Frankfurter Rundschau“ denkt. Möglicherweise tragen zur Attraktivität hier auch die digitalen Möglichkeiten bei.