2007 habe ich Valentinas-Kochbuch.de gegründet – ein Foodblog über deutsch- und englischsprachige Kochbücher. Heute ist ein Team von 13 Rezensenten mit dabei. Das Konzept ist, erst aus einem Kochbuch zu kochen und dann davon zu erzählen – von der Idee des Autors und unserem Erlebnis. Jede der Rezensionen wird mit empfehlenswerten Rezepten aus dem Buch veröffentlicht.
Alle Rezensionen und Rezepte auf valentinas-kochbuch.de sind mit Amazon verlinkt, im Rahmen eines Affiliate-Partner-Programm. Klickt der Leser auf den Amazon-Link und kauft das Buch oder einen anderen Artikel in der eröffneten Einkauf-Session, werde ich mit einer gestaffelten Provision vergütet. Amazon bietet zurzeit für mich das attraktivste Partnerprogramm an - aufgrund des großen Kundenstamms, der Menge seiner Produktartikel und des einmaligen Services.
Im Augenblick regnen auf Amazon viele negative Schlagzeilen herab und plötzlich stellt sich die Frage, ob es noch vertretbar ist, auf Amazon zu verlinken.
Aus meiner Sicht – ja. Ich teile die Empörung über Amazon nicht. Als Kundin und Teilnehmerin des Partnerprogramms gab es bisher nicht einen Moment der Unzufriedenheit. Sicher, die Provision könnte höher ausfallen, aber ich werde besser vergütet als mancher Autor. Außerdem hat die Firma meine volle Anerkennung für ihre innovative Kraft. Amazon hat den E-Commerce geprägt und besser als jeder andere Kundenwünsche verstanden und in Lösungen übersetzt.
Meine Meinung hat sich auch nicht durch die ARD-Dokumentation geändert. Natürlich, das Sicherheitspersonal ist völlig indiskutabel, mit seiner politischen Gesinnung und den Eingriffen in die Privatsphäre der Leiharbeiter. Aber die anderen Details waren exakt so wie bei meinen Semesterferienjobs (Handel, Gastronomie, Post), als ich in dieses Arbeitsmilieu hineingeschaut habe. Unterbringung in nicht taufrischen Ferienanlagen mit fremden Kollegen (zu viert im Zimmer), kein Vergütung bei Zuspätkommen, 12-Stunden-Schichten oder Taschenkontrollen. Ich kann an den praktischen Beispielen nichts erkennen, das die starken Vorwürfe belegt. Ich sehe kein Schlecker-Niveau. Die Gewerkschaften ziehen gerade ein und es wird den Mitarbeitern (inklusive Leiharbeitern) mehr als der Mindestlohn bezahlt.
Der Film vermengt Sachverhalte, die derzeit allgemein am Pranger stehen – Opfer der Finanzkrise und ihre zerschlagenen Hoffnungen, XXL-Steuerschlupflöcher für internationale Konzerne, ein Arbeitsrecht, das befristete Arbeitsverträge en masse erlaubt und ein Leiharbeitergesetz, das in seiner Praxis bei jedem normal tickenden Bürger ein ungutes Gefühl hinterlässt. Bei Amazon trifft all das aufeinander in extra großer Dimension und das ergibt einen skandaltauglichen Mix.
Doch für den Rechtsrahmen und auch dass er so genutzt wird, ist unser Gesetzgeber verantwortlich. In seiner Hand liegt es, ihn zu justieren. (Und ich finde nicht, dass es reicht, wenn man nur droht zu kontrollieren.) Deswegen her mit der Moralkeule (für mehr reicht es wohl nicht), ich schließe mich an, aber nur wenn sie richtig adressiert ist.
Die subtilen Vorwürfe, die nicht ausgesprochen werden, sind nicht meine. Wo würde das hinführen? Größe finde ich bei einem Unternehmen nicht per se schlecht und populäre Ressentiments gegen Web/E-Commerce teile ich nicht.
Den Lesern von valentinas-kochbuch.de steht es völlig frei, wo sie einkaufen. Der User geht im Web seinen Weg - und immer den kürzesten und für ihn sinnvollsten. Erziehen kann man ihn nicht. Ein schlechtes Gewissen kann man ihm nur kurz einreden. Das einzige, was funktionieren wird, ist: ein besseres Angebot zu machen als Amazon. Und ich meine praktisch besser – für Kunden, Verkäufer, Affiliate-Partner und Mitarbeiter. Aber der Vorsprung ist sehr groß geworden, denn die Amazon-Leute machen ihre Jobs echt gut.
Sicher denken Sie jetzt, dass ich nur online einkaufe. Gar nicht. Ich kaufe fast alles im Kiez beim Einzelhändler und auf dem Wochenmarkt ein, aber nicht, weil ich es gut meine, sondern weil meine Händler super sind. (Nur für meine Kartoffeln habe ich einen Spezialversand.) Meine Belletristik und die Kinderbücher kaufe ich übrigens bei Prior & Mumpitz. Martina Prior ist eine Buchhändlerin, auf die der Berufstand nur stolz sein kann. Eine leidenschaftliche Leserin und eine wunderbare Erzählerin, die ihren Kunden immer das Gefühl gibt, willkommen zu sein.